Donnerstag, August 24, 2006

Singapore Gateway to SouthEastAsia

Am kleinen Darwin Int. Airport herrschte um 3 Uhr Nachts schon ueberraschend rege Betriebssamkeit und so komme ich gleich mit anderen Singapore Reisenden in Kontakt. Was sich spaeter noch als grosses Glueck erweisen sollte, denn ich werde von zwei Einheimischen die vom Australientripp auf Heimreise sind, zum Fischkopfdinner und Tigerbeer im Singapore-Rotlichtviertel eingeladen.

Foto: Rotlichtviertel, (wegen der roten Strassenlaternen)

Doch zunaechst werde ich, wie schon vom Australischem Zoll, genaustens unter die Lupe genommen. Singapore ist eine Megametropole, dementsprechend scheint hier, immer und ueberall, Sicherheitsstufe 1 zu herrschen. Mit 4 Mio. Einwohnern gibt es zwar noch groessere Metropolen, aber im Punkt "HighTech" ist Singapore ganz vorne.

(Gruppenfoto: Sir Thomas Stamford Bingley Raffles, geboren 1781 in Jamaika und Sir Bob Around the World, im Jamaika Jersey)
Selbstverstaedlich ist der "Changi" Flughafen mit der U-Bahn an die City angebunden; und das grosse Staunen beginnt bereits hier. Der Schienentunnel der U-Bahn bleibt hinter einer Glaswand verborgen, bis die U-Bahn einfaehrt und sich dann, genau passend zum Zug, die Schiebetueren oeffnen. "Mind the gap, please" erklingt es dann, Sicherheit geht vor. Singapore liegt zwar mitten in Asien, offizielle Landessprache ist aber unter anderem Englisch, was den Asieneinstieg deutlich vereinfacht. Auch spaeter noch sollte sich herrausstellen, dass Singapore nicht nur deshalb ideales "Gateway to Asia" ist. Singapore ist fuer Asien ungefaehr dass, was die Schweiz fuer Europa ist, nur extemer, weil noch kompakter und dadurch gigantischer wirkend. Singapore ist nicht nur vielsprachig wie die Schweiz, es ist auch ein kultureller Asienmix. Das bekomme ich als erstes in Little India zu spueren.

Der Backpacker meiner Wahl, liegt mittem im quirligen Little India. Dennis, den ich aus Darwin kenne, hat dort fuer mich einen Kontakt mit "Ben dem Kiwi" organisiert, und der hat mir das Hostel (fuer 18 Sin$ inkl. Fruehstueck und freiem Internet) als das beste und guenstigste der Stadt empfohlen. Nach meinen ersten Stadterkundungen kann ich das nur bestaetigen. Der Stadtteil Little India hat den attraktivsten Charakter, fremdartig und dabei familiaer, hektisch trotzdem gemuetlich.
Chinatown im Gegensatz dazu, hat wahrscheinlich durch seine zentralere Lage an Charakter eingebuest, zu Gunsten von Shoppingtempel, Restaurantmeilen und sonstigen Touriattraktionen.
Die Esplanaden und das Clark Quay sind zwar auch bei jeder Touri-Standrundfahrt dabei, dafuer aber so gigantisch, dass es mich absolut beeindruckt hat.

Zummenfassend nenne ich Singapore einfach "Konsumpolis". Denn Singapore ist wie die Stadt Metropolis aus Fritz Langs Klassiker, eine Stadt auf einem anderen Planeten, in einer fernen Zukunft (zumindest wenn man zuvor fast 3 Monate in Afrika war) und der Antrieb der Bewohner dieses Planeten heisst Konsum.

Tempel aller grossen Religionen finden sich in Singapore, was auch fuer die Weltoffenheit und Toleranz des Stadtstaat spricht. Am schoensten finde ich die Hindu Tempel, wahrscheinlich weil ich solche nie zuvor gesehen habe und sie deshalb am spektakulaersten wirken.

Foto: Sri Veeramakaliamman Temple, Little India, Singapore

Doch die eigentliche Religion der meisten Bewohner ist der Konsum. Das mag sich abgedroschen anhoehren, wird mir hier und jetzt aber erst richtig vorgefuehrt. Sichtbar wird dies schon an der dafuer noetigen Versorgung. Vom Oststrand der Insel Singapore, der uebrigens alles hat was ein echter sueostasischer Strand braucht um autentisch zu sein, also Kokusnuss- palmen, weissen Sand, freies Camping usw., sieht man am Horizont hunderte Schiffe kommen und gehen. Das Droehnen von Dieselmotoren der Ozeanriesen ist der nie verstummende Klang des Wohlstands der Stadt.


Die Gier der Konsumenten scheint keine Grenzen zu kennen und so schiessen ueberall neue Konsumtempel und Appartements in deren Naehe wie Palmen aus dem Boden. Die Architecktur dabei ist atemberaubend, Geld scheint beim bauen keine Rolle zu spielen. Trotz des Baubooms ist es den Stadtplanern gelungen Alt und Neu nahezu perfekt miteinander zu verbinden.

Foto: Clarke Quay, Vergnuegungsviertel, Singapore

Foto: City Hall mit Ufo, Singapore,

Ploetzlich geschieht etwas bisher einmaliges auf dieser Reise, ein monsunartiger Regenschauer holt mich aus der Gedankenwelt der modernen Konsumreligion zurueck in die nasse Realitaet. Es regenet, das erstemal auf den Tag genau seit 3 Monaten Reise. Der Regen tut gut. Die Hitze der Stadt ist noch eine Stufe heftiger als in Darwin. Kamen mir dort die Klimanlagen noch als uebertriebener Luxus vor, kann ich mir mittlerweile ein Leben ohne, kaum mehr vorstellen. Dieser Ansicht bin aber offensichtlich nicht nur ich, alles ist klimatisiert. Einige Shoppingstrassen sind sogar komplett mit Glasdaechern versehen und darunter auf gefuehlte Minustemperaturen gekuehlt. Kommt man schweissgebadet von draussen in einen solchen Tiefkuehlkonsumtempel, gefriert der Schweiss sofort Haut und Muskulatur ein, was dann zu einer verlangsamten Denk- und Bewegungsfaehigkeit fuehrt. Wie die Fliege im Spinnennetz kauft dann der ungeuebte Konsument aus "coolness" alles was die Kreditkarte hergibt, im reinsten Kaufrausch.

Foto: Esplanade, View downtown, Singapore
Foto: The bird, Boat Quay, Singapore

Meine Bemuehungen es den Konsumjuengern gleichzutun, sind bisher klaeglich gescheitert. Die gewuenschte richtige Armbanduhr zu finden oder den guenstigsten Fotokartenspeicher, scheint angesichts der Produktvielfalt ein Ding der Unmoeglichkeit. Ausserdem erscheint mir jede weitere Anschaffung im Wahrsten Sinne des Wortes als unoetiger Ballast im Rucksack, lieber wuerde ich von meinen 17.7 kg runter kommen. Campingkocher, Wasserfilder sowie Regenjacken stehen auf der Abschussliste, zuviel Gewicht und Platz, fuer ein bischen gefuehlte Unabhaengikeit. Wir werden sehen, bis Sonntag bleibt noch Zeit zum Konsumieren oder auch nicht, dann geht es weiter nach Bali zur Ali :-)

Freitag, August 18, 2006

Ein neuer Kontinet,

oder doch eine Insel?

Keine Ahnung wie lange Fluege, Zwischentransporte und Wartezeiten genau gedauert haben, abgereist bin ich in Afrika, Joburg, Gemini Backpackers, am Montag, den 14.08.06, 15Uhr, und aufgewacht in Australien, Darwin, Chillis Backpackers, bin ich am Mittwoch, 16.10.06 gegen 10 Uhr. Wieviel Zeitverschiebung vor oder zurueck darin sind, wieviel Stunden irgendwo warten, keine Ahnung. Spielt auch keine Rolle, den bisher bin ich ohne Uhr ganz gut ausgekommen. Praktischerweise bringt dieses zeitlose Dasein mit sich, dass ich auch keinerlei Zeitumstellungsprobleme habe. So reist es sich bequem und mit Rueckenwind, wie im Schlaf um die halbe Welt. Anscheinend dauert der Flug westwerts, also von Australien nach Afrtika um einiges laenger, da meist Gegenwind herrscht. Waehrend also die Zeitumstellung kein Problem fuer mich war, macht mir das Klima und der Kulturschock mehr zu schaffen. Mit dem ersten Schritten aus den klimatisierten Flughafengebaeuden, auf australischen Boden, wird mir klar, hier herrscht tropischen Klima. Schwuele Temperaturen jenseits der 30 Grad, wie eine Wand hinter der Tuer ins Freie. Diese Feststellung mache ich jedesmal von neuem, sobald ich ein Gebaude verlasse. Wie ein Goldfisch der sich in seinem Wasserglas immer wieder von neuem wundert, wo er denn hier ist.
Meinen ersten Kurzaufenthalt in Australien moechte ich hauptsaechlich nutzen um Reisewissen zu sammeln. Nach meiner Rueckkehr vom Suedostasien-Trip, am 16.10.06, hoffe ich dann die verbleibenden 4 Wochen auf dem Weg nach Sydney optimal und vorallem finanzierbar zu verbringen. Fuer das sammeln solcher Insiderinforamtionen, muss man einfach vor Ort sein. Da kann man noch soviele Reisefuehrer und Internetforen durchstoebern, wo man legal illegal sein Zelt kostenlos aufbaut und wie das Backpacken richtig ablaeuft bekommt man erst durch eigene Erfahrungen und in Gespraechen mit andern Backpackern herraus.
Um wirklich einen Eindruck von Australien zu bekommen ist es noch viel zu frueh, habe ich doch bisher, ausser Darwin nichts gesehen. Doch das wenige reicht bereits um einen kleinen Kultuschock auszuloesen. Vielleicht reagiere ich auch sensibler, da ich mich in Afrika viel mit den Schwarz/Weiss bzw. Arm/Reich Konflikten auseinandergesetzt habe. Was ich bisher von den Schwarzen Australiens, den Aborigine gesehen habe schockiert und erinnert an Apartheitszustaende in Suedafrika. Beispielsweise leben die meisten Uraustralier in ihrern eigenen "Homelands", die Touristen nur mit Sondergenehmigung betreten duerfen. Wenn man davon ausgeht das Aborigine in Australien fast 60.000 Jahre gleich gelebt haben und dann innerhalb der letzten 300 Jahren alles anders wurde, muss man wohl von einem unvergleichbaren Kulturschock sprechen, der sich immernoch ueber Generationen hinwegzieht.
Eines ist sicher, nich alle Ur-Ausis sind betrunkene Penner im Stadtpark und Australien ist nicht nur eine Insel mit Ballermannkueste und klimatisierten Gebaeuden (koennte man in Darwin meinen), es gibt noch viel zu erkunden nach meiner Rueckkehr aus Suedostasien.


(siehe Foto: Darwin Beach, 60.000 Jahre Aborigines Land, dann kam ein Raumschiff vom Planet England)

Meinen Kurzaufenthalt in Australien, von 1 Woche und nur in Darwin, will ich garnicht als Australienbesuch zaehlen, denn Mental war ich noch in Afrika und voll damit beschaeftigt mich auf Asien einzustellen. Darwin war deshalb wie ein kurzer Zwischenstopp in der westlichen kulturellen Heimat. Da ich also schon auf gepacktem Rucksack sass, beschloss ich zwei Naechte eher aus dem Backpacker auszuchecken und den Samstagabend tanzenderweise, auf Darwins groesster Dark-Moon-Party zu verbringen, und dann Sonntagabend nach dem "Mindil Beach Sunset Market" direkt zum Airport weiterzufahren. Dementsprechend geraedert stand ich dann um 3 Uhr Nachts am Airport und wartete auf meinen verspaeteten Flieger. Immerhin hatte ich zwei teure Uebernachtungen von 21 Aut$ eingespart. Dafuer bekommt man zwar ein kleines Fruehstueck, doch an das wirklich gute, die Gutscheine fuer die ueberall angebotenen "1 Aut$ Backpacker Dinners" (z.B. im VicClub), kommt man auch ohne wirklich im Backpacker Gast zu sein.

Samstag, August 12, 2006

DocGinsta fuer Expedition in Suedamerika!

Sensationelle Neuigkeiten!

Ankunft von DocGinsta in A Merino Benitez, Santiago, CHILE - TERMINAL I
10 Januar 2007 09:25
Rueckflug noch ungewiss...
Mission: Terra incognita oder die Alchemie der Phantasie; Umsetzung von Phantasie in Realität, geht das??
Anfragen von Mitfluggelegenheiten bitte direkt an DocGinsta!

Freitag, August 11, 2006

Dieser Blog ist fuer dich!

Das waren 3 Monate suedliches Afrika, ihr konntet mich hier online dabei begleiten. Die Berichte sind nur Auszuege meiner Erlebnisse. Damit ich in Zukunft spannender oder informativer oder mit mehr Bildern berichte, koennt ihr hier per Umfrage abstimmen, was euch am meisten interressiert.

Dieser Blog soll besser werden. Was interessiert dich am meisten?
Ich wuerde gerne mehr Fotos sehen!
Ich brauche mehr Fakten fuer meine eigene Reise (Kosten, Kontakte etc.)!
Ich will mehr und laengere Storries lesen (witziges, aufregendes, abenteuer...)!
Ich will mehr Videos sehen!
So wie es ist, passt alles!
Web Polls by Vizu

Durch die Namibische Wueste

Ich sitze im Busbahnhof von Livingston, ohne Busticket aber mit einem Plan in welche Richtung es gehen soll, in die Wueste von Namibia. Zwei Busunternehmen bieten eine ca. 18h Dirketfahrt nach Windhoek, Namibia an. Ich entscheide mich fuer Bailys das guenstigere. Einen Fahrplan scheint es aber nicht zu geben und so erfahre ich erst nach einigen Stunden warten in der Hitze, dass die Stercke Donnerstags nur von Intercape angeboten wird. Gluecklicherweise rollt der geraeumige Intercape Mainliner gerade ein. Fuer R480, statt den kalkulierten R350 geht es also doch noch weiter. Das Reiseglueck ist mir wohl gesonnen und so treffe ich im fast leeren Doppeldecker Bus nur auf bereits bekannte Gesichter. Meine Irischen Backpacker-Bekannten, die ich aus dem Jollyboys kenne, haben sogar schon einen Free-pick-up in Windhoek zum Camelion Backpacker gebucht. Und die beiden Maedels aus Zambia kenne ich noch von der Party gestern Nacht. Zusammen machen wir es uns gemuetlich und so vergehen die 18h Busfahrt ueber Nacht ohne langweile.
Namibias Hauptstadt ist recht ueberschaubar und dennoch, fuer einen Bushmen aus dem Norden Nambias, wie ein anderer Planet. Die deutsche Vergangenheit ist nicht nur an Strassennamen, Denkmaelern und Architektur bemerkbar, die Stadt ist auffaellig sauber und gibt sich ganz westlich modern.
Am naechsten morgen geht es mit dem Minibus weiter an die Atlantische Kueste, durch die Wueste in das 4h enfernte Swakopmund. Die Temperaturverhaeltnisse sind hier extrem, es scheint kalt und heiss gleichzeitig zu sein, der Himmel ist erst wolkenverhangen und dann blau wie man sich einen Wuestenhimmel vorstellt. Hier haben sich die Deutschen niedegelassen. Swakopmund ein Staedtchen wie an der Nordseekueste. Gebauede in Wilhelminische Bauweise, stolz herrausgeputzt, Bratwurst und Reinheitsgebot, man spricht deutsch auf den Strassen von Swapok. Wir erkunden das bizar wirkende Staedchen am Ende der Wueste und vergleichen die unzaehligen Abeteuersportangebote diverser Agenturen. Fuer mich stand schon in Livingston fest, es muss die hoechste Duene sein und raufgehen soll es mit dem Quadbike! Schliesslich bin ich zum sandboarden gekommen und nich zum sandtouring. Nur einer bietet das wirklich richtig an, Wayne von Dune7. Gebucht werden kann die Tour fuer R350, direkt im Desert Sky Backpacker. Von dort geht es morgens per Anhalter ins 30km entfernte Walvis Bay.
Der Berg ruft bzw. die Duene, das Old-shool Brett schnell angeschnallt und ab dafuer! Speed aufnehmen, und in grosser Sandstaubwolke abcarven :-)



alternativ Link

Vom Gipfel der Duene erblickt man in der Ferne, ein riesiges Filmset. Hollywood ist auch hier. Roland Emmerich dreht seinen neuen Blokbuster: "10000BC". Eine Monsterjagd in der Wueste on Namibia.
Nach ca 10 Abfahrten ist die Duene ausgereizt. Schade das man nicht auf der hoechsten Duene der Welt boarden darf, die liegt im Naukluft Nationalpark nicht weit von hier entfernt. Fuer einen Besuch braucht man aber schon ein Mietauto oder bucht sich eine Safari.
Egal, die Duenen dort sind auch nur mit Sand gebaut. Morgen geht es weiter nach Joburg, zurueck nach Suedafrika. Neue Abenteuer auf anderen Kontinenten rufen. Doch voher kommt noch meine Rekordbushaft: 28h mit Intercape Swakopmund ueber Windhoek nach Joburg!

Victoria Falls

Wer weiss schon, wie lange ich noch in Bulawayo geblieben waere, wenn ich kein Zugticket in Richtung Vic Faelle in der Tasche gehabt haette. Der Abschied nach nur 3 Tagen viel mir nicht einfach. Unsere kleine Gemeinschaft im Youth Hostel war mir wirklich ans Herz gewachsen. Gestaerkt von einem traditionell afrikanischem Lunch (Schima (Mais Fladen), Kraut, Bohnen, Fleisch (meist Huhn)), ging es dann in den Zug. Nicht irgendeinen, sondern einen wie neu renoviert aus Rohdesischen Zeiten, gerade aus dem Museum gefahren. Ein ganzes Abteil fuer mich allein, Luxus aus laengst vergangenen viktorianischen Herrschaftszeiten. Schnaubend nimmt der Zug Fahrt auf. Die edle Holzverkeidung der Zugabteile knirscht, als sich der Wagen in Bewegung setzt. Die Fahrt kann man mit einer U-Bahn Fahrt vergleichen. Fuer die 451 km benoetigt der Zug die ganze Nacht. Staendig scheinen wir irgendwo anzuhalten, um noch mehr Leute in die ueberladene 3. Klasse aufzunehmen. Ich liege hier extrem dekadent im Bett und in meiner Kabine waere noch gut Platz fuer 3 Personen mit Gepaeck. Selbst die Matratze kommt noch aus viktorianischer Zeit, doch ich will nicht ueber mangelnden Komfort klagen. Beinahe fuehle ich mich wie ein britischer Kolonialherr, wenn nicht im Nachbarabteil eine Gruppe Hollaender schnattern und kichern wuerde, als waeren wir im Zug von Eindhoven an die Nordseekueste. Wiedereinmal erweisst sich mein MP3-Player als unverzichtbarer Teil meiner Ausruestung. Mit den ersten Sonnenstrahlen, setzte ich mich ans Fenster und entdecke im vorbeifahren einen jungen Elefanten und eine Horde Affen, mein erster echter Wildtierkontakt. Der Zug erreicht schliesslich den Ort Victoria Falls. Wie der Ortsname schon sagt, hier dreht sich alles um die beruehmten Wasserfaelle, die zum UNESCO Welt Natur Erbe gehoeren. Der Ort ist eine einzige "Tourimeile". Es reihen sich Souvenirshops an Fast Food Restaurants und Safari Agenturen. Die Stassen werden belagert von Geldtauschern, Taxifahrern und Bettlern, die jeden vorbeikommenden Touri, auf die afrikanisch offensive Art, umwerben. Auf dem Weg zum Shoestring Backpacker lerne ich gezwungener Massen jeden einzelnen persoenlich kennen. Das Shoestring Backpacker ist mit 4$ Camping die Nacht, zwar deutlich teuerer als die "guenstigste Juhe der Welt" in Bulawayo, dafuer aber immernoch unter Suedafrikanischem Preisniveau. Ich lasse mich entspannt nieder und geniesse die angenehm warme Atmosphaere. Sofort bekomme ich freundliche, doch nicht eingeforderte Angebote, aller Art: Massaage, Haar Design, River Rafting, Bungee, Heliflug ueber die Wasserfaelle, River Speedboot Rafting Sunset Tour etc. meistens "nur" fuer 100$, US$ natuerlich, ZIM$ will hier keiner. Der Tourist, scheint nur geduldeter Gast zu sein, solange er US$ zum ausgeben hat; Strategie: $aussaugen$ Stammgaeste werden so wohl kaum gewonnen. Ich beschliesse, schon aus Konsumprotestgruenden, mich auf das Minimalprogramm zu beschraenken und das waere: Besichtigung der Wasserfaelle im Fussmarsch, einmal und nur von der Zim-Seite. Der einfache Blick auf das Naturwunder kostet den Touri schlappe 20US$.
Gegen Abend bekomme ich besuch auf dem Zeltplatz. Christoph ist mit dem Fahrrad vom Nordpol Richtung Suedpol unterwegs und baut sein Zelt neben dem meinem auf. Wir verbringen den Abend mit einer interessanten Disskusion ueber das Fotografieren auf Reisen und natuerlich unseren Erlebnissen auf dem Weg hierher. Ich nehme mir vor, in Zukunft viel mehr zu fotografieren. Bisher habe ich die Kamara viel zu oft, sei es aus Skrupel oder Bequemlichkeit, stecken lassen. Der neuen Fotoenthusiasmus wird gleich am naechsten Tag auf die Probe gestellt. Die Vic Faelle sind wahrscheinlich einer der meist fotografiertesten Attraktionen Afrikas. Horden von Japern und anderen Hobby-Pro-Fotografen ziehen an mir vorbei, um jeden der bis zu 92m herunterfallenden Wassertropfen digital abzulichten.


Der Anblick ist beeindruckend, doch der Besuch erscheint mir wie ein Standardprogramm, welches abgehakt wird und von selbst ablaeuft. Wirkliche Ueberraschung ist meine zweite Begegnung mit 2 Elefanten. In den fruehen Morgenstunden, auf dem Fussweg von Zimbabwe nach Zambia, stehe ich mitten im Wald nur knappe 20m von den beiden Kolossen entfernt. Die zwei scheinen an Menschen gewoehnt zu sein und die Einheimischen an die Elefanten. Weder Mensch noch Tier laesst sich grossartig aus der Ruhe bringen. Und so bleibt die Kamera wiedereinmal stecken, um mich nicht als beeindruckt-gaffender Touri dazustehen; zu dumm, leider kein Foto von den groessten der "Big5"
Der beste Deal um nach Zambia zu reisen, ist das im Backpackers Bazaar angebotene Jollyboys Packet. Fuer 25US$ erhaelt man das Visum (kosten sonst schon 20US$,) einen Transfer zum Jollyboys Backpackers in Livingston, 3 Uebernachtungen im Zelt, 2x Dinner, 1x Drink. Der Tourismusboom auf der Zambia-Vic-Seite ist noch um einiges groesser als auf der Zim Seite. Ganze Schulklassen aus England campieren hier mit mir zusammen. Es draengt sich Zelt an Zelt und die "Touri-Entertainment-Maschenerie" laeuft auf Hochtouren. Wer "nur" raften in den Zambesi Stroemen war, darf sich von anderen vorschwarmen lassen, wie toll das Skydiven ueber den Faellen doch waere. Ich beschliesse schliesslich meinen Afrikaabschied auch mit einem Sport/Entertainment-Highlight zu kroenen. Doch nicht hier, sondern in Namibia beim Sandboarden!

Robert Mugabes Zimbabwe

Fast eine Woche Aufenthalt im North-South Backpacker, Pretoria, war dann doch laenger als geplant. Wer mit oeffentlichen Verkehrsmitteln reist, muss seine Reiseplaene eben manchmal spontan an die Fahrplaene vor Ort anpassen. Ich freute mich am Mittwochnachmittag, dass es nun weiter nach Zimbabwe gehen sollte. David, aus Zimbabwe, den in aus dem North-South Backpacker kenne, hatte mir jede Menge Infos und zwei handgezeichnete Stadtkarten von Bulawayo und Vic Falls Town mit auf den Weg gegeben. Ich fuehlte mich gut gewappnet um ein neues Kapitel Afrika anzugehen. Die Busfahrt von Pretoria, mit dem Cityliner (Low budget division von Greyhound) kostet mich R205, hinzu kommen auch noch R210 fuer grosszuegige 6 Monate Zimbabwe Visum (kuerzer geht wohl nicht). In 13h Fahrtzeit, geht es dann auf nach Bulawayo, Zimbabwe. Gleich an der Grenze um 2 Uhr Nachts bekomme ich den Unterschied zwischen erster und dritter Welt zu spueren. Die Autobahn wird in Zimbabwe zum Feldweg, Horden von “Haendlern” stroemen noch waehrend der Passkontrolle auf alle Passagiere, um hemmungslos, da offiziell illegal, ZIM$ gegen US$ oder ZAR anzubieten. Die Waehrungssituation ist hier so interessant und vorallem dramatisch fuer die Bevoelkerung, dass ich darauf ausfuehrlicher eingehe. Der Schwarzmarktkurs liegt ca. bei R1=70.000ZIM$ bzw. 1Euro=630.000ZIM$. Erste Herrausforderung ist dabei, der groesste Schein ist 100.000ZIM$ und dazu eher selten, das bedeutet Berge von Banknoten. Die Inflation ist rasent, David schaetzte den Kurs fuer mich, aufgrund seiner Erfahrungen, auf nur R1=50.000ZIM$. Offiziell darf nur bei Banken getauscht werden. Dort bekommt man fuer 1Euro anscheinend nur 40.000ZIM$, doch jeder behauptet anderes. Sicher ist, wer offiziell tauscht, kommt sehr teuer davon, tauscht man auf dem Schwarzmarkt, befindet man sich im billigsten Land der Welt. Wer so tauschen will, braucht natuerlich Bargeld, am besten US$, ZAR sind auch kein Problem.
Hier einige Preisbeispiele:

  • Uebernachtung Juhe/Bulawyo: 80.000ZIM$= ca. 0.12Euro
  • Brot 1kg: 200.000ZIM$= ca. 0.27Euro
  • Mittagessen im Restaurant (Schima mit Fleisch und Gemuese) 350.000ZIM$=ca. 0.48Euro
  • Bier 0.75L, im Restaurant 300.000ZIM$=ca.0.40Euro
  • Zugfahrt (Bulawayo -> Vic Falls, 1st Class, 12h): 1.560.000ZIM$= ca. 2.10Euro

Ich tausche zunaechst R50 bzw. 4.50Euro, mehr kann ich auch kaum transportieren. Damit gehe ich dann auf Einkaufstour. Waehrend man in Muenchen damit vielleicht noch das Parkticket bezahlen kann, kaufe ich mir in Bulawyo ein Zugticket (wie beschrieben), Brot, Aepfel, Bananen, Avocados, die teuersten Malaria Medikamente die ich auftreiben kann, dazu bezahle ich noch meine 3 Uebernachtungen in der Juhe und hab noch genuegend Geld in der Tasche um mich wie ein ZIM$ Millionaer zu fuehlen. VIVA AFRIKA! VIVA Robert Mugabe?! Doch gibt es wirklich fuer alle Grund zum Jubeln? Nur Auslaender oder Personen mit harten US$ oder ZAR kommen in den Genuss dieser Kaufkraft. Der einfache Arbeiter in Zimbabwe verdient monatlich ca. 80 US$. Fuer David vom Noth-South, der Norwegische Vorfahren hat, Hauptgrund Zimbabwe, seine Heimat, Richtung Sued Afrika zu verlassen. Die Wirtschaft Zimbabwes ist nahezu voellig am Boden. In der suedafrikanischen Presse ist schon vom naechsten Pulverfass die Rede. Vor Ort scheint mir die Situation dann doch deutlich weniger dramatisch, aber das sind nur die Eindruecke der ersten Tage und das gilt wahrscheinlich nur fuer die Situation einer der groessten Stadte des Landes. Im Bus treffe ich auf einen deutschen Geschaeftsmann, der aehnliches berichtet. Ludwig ist gerade aus Muenchen eingeflogen um seine Familie zu besuchen und den Baufortschritt seiner neuen Villa im Stadtzentrum zu begutachten. Fuer den Fall der Faelle gibt er mir seine Telefonnummer mit auf den Weg. Die naechsten Tage verbringe ich mit der Erkundung von Bulawayo. Besonderes Merkmal der Stadt, das Kohlekraftwerk in Stadtmitte!

Wahrscheinlich als Zeichen von Wohlstand und Fortschritt, bilden die Kraftwerkstuerme den zentralen Orientierungspunkt der Stadt. Glueklicherweise hat Zimbabwe kein Geld mehr fuer Kohle und so kann sich kaum ein Einwohner daran erinnern, wann es das letzte mal aus den Turmen gequalmt hat. Ich in froh das mir die qualmende und russende Demonstration des Afrikanischen Fortschritts erspart bleibt. Die ruhenden Luftverpesster, sind nur noch Denkmal des Missmanagement der letzten Jahre. Energie wird heute meist aus Sued Afrika importiert. Dabei hat das Land eine sehr interessante und besondere effiziente Methode entwickelt um den gesteigerten Bedarf an Energie, zwischen 18 und 20 Uhr zu bewaeltigen. Der Saft wird dann einfach komplett abgedreht. Man kann sich an alles gewohenen und so gibt es bei den meisten schon um 17 Uhr Abendessen. Einzigartig verlaeuft auch das Einkaufen nach einem Zahltag ab. Fuer mein Zugticket musste ich bereits 2h anstehen, doch zum Glueck blieb mir das anstehen am Geldautomat, einem Bankschalter oder Supermarkt erspart. Mit einer unendlichen Geduld harren die Menschen vor den Bankschaltern aus, um moeglichst direkt am Zahltag alles abzuheben und dann das Geld gleich in Pflanzenoel, Salz, Zucker und der Gleichen investieren. Die Kundenschlangenlaenge ist kein Grund in Hektik oder gar Panik zu verfallen. Mit der gleichen Engelsgeduld arbeiten Kassiere oder Ticketverkaeufer. Die Laenge der Kundenschlange ist voelligst egal. Die besonders fuer deutsche Verhaetnisse, nervenaufreibend gelassene Betriebsamkeit des Verkaufspersonal fuer (fast) niemand ein Problem. Im Punkt Gelassenheit koennen wir da noch viel von den Afrikanern lernen. Die Vermutung drengt sich auf, wer am Zahltag beim Anstehen an der Kasse schon einigermassen gut drauf ist, wird dann abends beim feiern erst richtig gut drauf sein! Da in meiner Juhe bereits um 22Uhr Bettruhe ist, kann ich dieser Theorie nicht einwandfrei beweisen. Erste Anzeichen waren aber schon in den fruehen Abendstunden erkennbar. Mit Oscar einem Student aus Zambia, der waehrend des Semesters zusammen mit einigen anderen Studies in der Juhe wohnt, geniesse ich die sensationellen Tanzdarbietungen der Zahltag feiernden Arbeiter zu fruehsten Abendstunden. Ein DJ beschallt von einer Restaurantterasse den Innenhof und wer moechte kann mit dem Auto auf die Tanzflaeche fahren, aussteigen und lostanzen. Der Drive-Inn Dancefloor wird auch rege wahrgenommen und der Club fuellt sich langsam. Als einziger Gast mit weisser Hautfarbe, ist mir ein spuerbarer Aufmerksamkeitsfaktor sicher. Oscar ist besorgt um meine Sicherheit. Immer mehr Brueder und Freunde wollen den weissen Gast begruessen. Doch fuer uns heisst es schon bald, Gute Nacht, Fussmarsch zur Juhe und dann Bettruhe zu fruehen Stunde. Ausschlafen, denn bald geht es weiter mit dem Zug in den Norden.