Mittwoch, Juni 14, 2006

Die Reifepruefung

Endlich einen Computer ohne Gebuehrenticker und Zeit fuer einen ersten ausfuehrlichen Blogeintrag! Meine Erlebnissdichte ist mittlerweile schon so gross, dass eine echtzeitnahe Berichterstattung unmoeglich wird und der Schreibeinstieg allerhoechste Zeit wird, bevor die ersten Erinnerungen bereits verblassen. Langsam fange ich an mich an den Gedanken zu gewoehnen 1 Jahr um die Welt zu reisen. Wird auch hoechste Zeit den 1/12 ist, so unfassbar lange die Zeit scheint, bereits abgelaufen. Hier die Highlights meiner bisherigen Reise (Fotos folgen, Computer ist super langsam und hat kein USB):

Int. Airport - Frankfurt a.M., Deutschland, 23.05.2006: RTW-Ticket in der Tasche, 1 Jahr reisen vor mir, ca. 2 Monate Vollzeit-Vorbereitungszeit hinter mir, voll von Gedanken und Plaenen ueber Chancen und Moeglichekeiten fuer die Zukunft, und jetzt ein Gefuehl wie beim ersten Sprung vom 10m-Brett: Respekt, Zweifel, Aufregung! Ein Gefuehl des "sich selbst ueberrumpeln", kommt in mir auf. Jasmin und Alex fliegen gerade aus NY-City ein und ich uebergebe den beiden Auto und Schlussel um dann selbst in den naechsten Flieger einzusteigen und abzutauchen. Den Abschied nur nicht zu schwer werden lassen - es gibt jetzt kein zurueck mehr. Auf in das Abenteuer!

Int. Airport - Kapstadt, Suedafrika, 24.05.06: Ein Greenhorn auf Tour, so fuehlt sich mein Flug vom 10m-Brett mit Zwischenstopp in London an. Hatte ich im Reisebuero, daheim im Laendle, noch grossartig verkuendet: "Welcome-Packages" und der gleichen kommen fuer mich absolut nicht in Frage "Echte Globetrotter" brauchen so etwas nicht, so wuensche ich mir jetzt in Kapstadt angekommen jemanden der mich abholt oder zumindest einen konkreten Plan wohin es gehen soll! Auf dem Afrikanischen Kontinent angekommen, fuehren mich meine ersten Schritte vorbei an Empfangskomitees wichtigerer Gaeste oder Safari Pauschaltouristen, zielstrebig trotz Planungslosigkeit zum Geldautomaten, wohin auch sonst, den eines ist sicher: Ohne Moos nix los. Es vergehen Stunden voelliger Orientierungslosigkeit und sinnlosen erster Geldausgaben, wie der Versuch eines Telefonkartenkaufs, der mit dem Erwerb von Handy-Guthaben irgend einer suedafrikanischen Telefongesellschaft endetet. Aus reinem Selbstschutz vor noch groesserem Tourinepp, investiere ich schliesslich in ein Taxi und lasse mich bis vor die Tuer der "Ashanti Lodge" fahren. Das Hostel war mir noch vom "Welcome-Package" bekannten. Bis auf die Taxifahrt vorbei an unzaehligen einfachsten Huetten der Townships und den verhaeltnismaessig vielen schwarzen Bewohnern, merkt man kaum das Kapstadt in Afrika sein soll. Fuer ein europaeisches Greenhorn wie mich genau der richtige Einstieg, der ideale Ausgangspunkt einer Afrikareise. Das Afrikas suedlichste Grossstadt mehr an Euro- oder US-Metropolen erinnert, liegt nicht nur an der Architektur und der Skyline von Kapstadt, absolutes Highlight meines Aufenthalts war der Besuch eines Musik-Livekonzert der Skaband "Rudimentals" - der einzige Schwarze war hier der Saenger! Zusammen mit gleichgesinnten Afrikareisenden, anderen Round-the-World-"Touris" und Jobbern aus UK, Daenemark, USA, Canada und good-old Germany, allesamt aus der Ashanti Backpacker Lodge tanzen und trinken am Fusse des Tafelberg, bevor es am naechsten Morgen mit dem "Translux" Reisebus weiter nach Jeffreys Bay geht.

Jeffreys Bay (J-Bay), 28.05.06: Mit ueber 10h Reisezeit, entlang der Garden Route, war die Busfahrt von Cape Town nach J-Bay laenger als die Flugzeit von London nach Cape Town. Die Zeit verging trotzdem wie im Flug, in voller Vorfreude auf den warmen Ozean und sonnige Straende. J-Bay, der legendaere Surferort steht in einer Reihe mit allen grossen Orten der Surfgeschichte wie Indo, Hawaii oder die Kueste von Kalifornien. Der ca. 22 Grad warme Indische Ozean macht das baden zum Vergnuegen, im Gegensatz zum deutlich kuehleren Atlantik bei Kapstadt. Die zur Zeit herrschende suedafrikanische Winterzeit sorgt fuer angenehmes Klima (ca. 20-30 Grad, Fliess und Regenjacke liegen auch nach 3 Wochen noch unbenutzt im Rucksack) und natuerlich weltklasse Wellen. In Humansdorp angekommen, liess ich mich vom Pick-up-Service des "Island Vibe Backpacker" abholen. Das Hostel bietet die beste Ausicht auf die Wellen, Zeltplatz und Strand sind nur durch Stacheldraht und Elektrozaun getrennt. Das dies auch dringend notwendig ist, sollte ich noch zu spueren bekommen. Suedafrikas wichtigster Industriezweig scheint die Sicherheitsbranche zu sein, alles steht ueberall unter extra Bewachung und ist abgesichert wie bei uns sonst nur Militaerspeerzonen.
Endlich Sand unter den Fuessen, Sonne im Gesicht und Meeresrauschen im Ohr, nichts steigert das Wohlbefinden mehr. Und ein Sonnenbad war drigend angebracht, europaeische blaesse an afrikanischen Straenden passt einfach nicht zusammen. So mache ich mich auf, "etwas Abseits" Sonne zu tanken, windgeschuetzt zwischen grossen, sogar zum sandbaorden geeigneten Duenen, unter blauem Himmel in entspannter Gelassenheit. Spaeter musste ich mir von der Polizei anhoeren, dass sich dorthin nur ein Greenhorn in entspannter Gelassenheit zum Sonnenbad begibt. Dem einschlafen nahe, wird das Greenhorn mit einem Ruck in die Suedafrikanische Realitaet zurueckgeholt. Mit einem Ruck ist mein Tages-Rucksack, den ich als Kopfkissen benutze weg. Vor mir stehen zwei mit Messern bewaffnete, wahrscheinlich erst 17 Jahre alt, aber routiniert handelnde, aus dem Nichts (wahrscheinlich jedoch aus den Townships hinter den Duenen) auftauchende, Schwarze. An Gegewehr ist nicht zu denken, ich versuche zu kooperrieren und zeige alle Bereitschaft, alles zu geben um unversehrt zu bleiben. Da ich kein Bares bei mir habe, was den beiden am liebsten gewesen waere, nehmen sie meine Surfshorts, T-Shirt und Trekking Sandalen. So endete mein erster Tag am Strand, und mein erster Spaziergang mit den nach 1-woechiger intinsiver Produktrecherche und Preisvergleichen erstandenen Teva Sandalen, noch blasser als vor dem ersten Sonnenbad. Ein solch intensiver Kontakt mit Einheimischen bringt neben neuen Erfahrung auch den Nebeneffekt von satten 1,5 kg weniger Last auf dem Ruecken.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Servus Urlauber,

ja scheißen... - gut dasses so glimpflich ausgegangen ist!

Ansonsten sehr feiner Bericht! Freu mich auf mehr !! :o)

Take care!

cheers

Essig