Posts mit dem Label Australien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Australien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, November 03, 2006

Aus dem Leben eines Tageloehners Teil 3 - Unemployed

Tageloehner, dass bin ich hier, dass wollte ich hier auch sein. Doch lange halte ich es nicht mehr aus. Das Problem ist nicht die Arbeit, das Problem ist es Arbeit zu finden und die staendigen Fehlschlaege dabei. So muss sich Arbeitslosigkeit anfuehlen, wenn Arbeit der Normalfall ist. Unzufriedenheit kommt auf, wenn jeder nach Einkommen streben und selbst kein Tageslohn herein kommt. Geht mir das nicht schon eine ganze Weile so? Vielleicht, doch erst hier in Sydney scheint es mir von Bedeutung. Ich bin arbeitslos!
Fast alle Backpacker die ich hier treffe reisen mit einem "Work & Holiday Visa" (laut Immigration Center in 2005-06 in 1000er: 1.UK=28; 2.Korea=24; 3.Irisch=12; 3.Deutsch=12; etc. komplett=113; geschaetzer Wirtschaftsfaktor=1.6 Mrd A$). Wer moechte, kann waehrend seinem gesamten Aufenthalt unter Deutschen bleiben. Ganze Abi-Jahrgaenge scheinen sich in manchen Backpackern zu tummeln. Das Deutschland, laut Visavergabestatistik, nur auf Platz 3 liegt, kann ich kaum glauben. Aber durch die extreme Rudelbildung der einzelnen Nationalitaeten, und der werde ich unbewusst irgendwie immer ausgesetzt, kann meine subjektive Einschaetzung auch verfaelscht sein. Ein Heer von Arbeitsuchender, ein regelrechter "Working & Holiday"-Industriezweig. Viele bleiben die gesamte Visalaufzeit (bis zu 1 Jahr) in Sydney haengen, weil sie es wollen oder nicht und gerade soviel Geld verdienen um die Lebenskosten abzudecken. Nicht jeder hat das Glueck einen oder gleich mehrere gut bezahlte Jobs zu finden, um etwas Geld bei Seite zu schaffen um wirklich zu reisen. Wer damit rechnet "Work"-Zeitraum und "Holiday"-Zeitraum genau planen zu koennen, braucht entweder viel Glueck, eine Arbeitsagenturen kann dem auch manchmal etwas nachhelfen oder er muss damit rechnen, mitten im geplanten "Work"-Zeitraum arbeitslos zu werden und dann nicht spontan auf "Holiday"-Zeitraum umschalten zu koennen oder schlicht kein Geld dafuer hat. Mich hat es auch erwischt, und da in Sydney jeder seinen "Work"-Zeitraum eingeplant haben zu scheint, leide ich unter echten Symtomen der Arbeitslosigkeit, eine Art von "Keeping up with the Joneses" Phaenomaen.
Heute scheint der Hoehpunkt erreicht zu sein. Um 6 Uhr stehe ich auf, Fruehstueck und dann ab mit der U-Bahn von Kings Kross nach Chatswood, zum Autowaschen fuer 10A$ die Stunde im Akkord und ohne Pausen. Ist mir gleich, ich will die Arbeit, nicht schon wieder im Park liegen und Tagebuch schreiben, unter blauem Himmel mit Blick auf den schoensten Hafen der Welt und - OK, ich bin schon wieder im Botanischen Garten gelandet. Die Sonne brennt, trotzdem haben Massen von Aussis zur Mittagszeit den Buerostuhl verlassen und joggen an mir vorbei, dem braungebranten Arbeitslosen. Die Autowesche ist mir erspart geblieben, 8A$ fuer Hin und Rueckfahrt fuer die Katz', heute kein Bedarf, keine dreckigen Autos oder auch einfach zu schoenes Wetter heute. Die Idee als Diplom Kaufmann Autos im Akkord, zusammen mit indischen Wanderarbeitern, fuer 10A$ die Stunde zu waschen hatte etwas von "Tageloehnerromantik". Ach was, wohl eher der imaginaere Tausch von 10 Stunden Autowaesche in Australien gegen 7 Tage "Saus und Braus" im Paradis macht dieses Geschaeft attraktiv fuer mich. Globalisierung stellt eben auch das Werteverhaeltniss eines Globetrotters auf den Kopf. Wer von Afrika ueber Suedostasien reist und dann in Australien mit knapper Reisekasse angkommt, hat kein Beduerfniss Outback und Uluru zu erkunden, der will nur eins: Arbeit bzw. Geld! Zugegebenermassen, jetzt im Nachhinein, wenn ich Fotos vom Outback sehe, waehre nicht schlecht gewesen. Doch zu einfach scheint das Geld hier auf der Strasse zu liegen. Es ist Freitagabend und es ist wieder soweit fuer die beruechtigte Bar und Clubtour. Jedemenge neue Gaeste sind im Backpacker, hungrig die Stadt zu erkunden, unwissend wo die Party steigt und vorallem eins, knapp bei Kasse. Ideales Absatzterrain fuer die Party-Promotionheftchen. Wo zum Teufel steckt Liam? Wenn der hier nicht bald auftaucht, muss ich die Promotiontrommel wirbeln. Ein moeglicher Weg fuer mich aus der Arbeitslosigkeit in die Selbststaendigkeit. Wie gelaehmt sitze ich im Zimmer und starre aus dem Fenster auf Sydney. Die Skyline ist wolkenverhangen, die Strassen von Kings Kross sind noch feucht vom morgendlichen Regenschauer. Kein guter Tag fuer ein Sonnenbad im Botanic Garden, ideal fuer einen Job. Ich spreche meine neue japanische Mitbewohnerin an, ihr englisch beschraenkt sich leider fast nur auf Kopfnicken. Sie besucht eine Englischschule - gut, zumidest arbeitet sie dran. Ich klage ihr mein Leid von der Arbeitslosigkeit und dem vergessenem Backpackerspirit. Sie nickt, laechelt und muss auch schon wieder weg, ins Chinarestaurant, arbeiten. Ich rufe ihr noch hinterher, sie soll acht geben vor Babylon. Kein Kopfnicken mehr, sie eilt davon. Mein deutscher Hochbettkumpane ergreift seine Zahnbuerste und verlaesst den Raum kommentarlos. Die soziale Ausgrezung der Arbeitslosen beginnt. Wer ist hier eigentlich der Freak? Nur noch die Franzosen liegen schnarchend im Bett und schlafen hoechstwahrscheinlich ihren Rausch aus. Dem Gestank nach haben sie ihre Arbeitslosigkeit einfach verdraengt und beschraenken ihre Aktivitaeten auf das Nachtleben, da faelt es weniger auf wenn man arbeitslos ist. Was solls, Geld macht nicht wirklich gluecklich, und das steht sogar in der FAZ!



Arbeitslos und Spass dabei: Der Olli, DerBoB und der Abou!

Kommentar: Besonders die Job Storry Teil 3 - Arbeitslos, hat paradoxerweise der Arbeitslosigkeit einen Sinn durch die Berichterstattung darueber gegeben und mich somit wieder positiver nach vorne Blicken lassen. Manchmal hilft es die Dinge einfach aus einer anderen Perspektive zu betrachten um selbst noch ueber Enttaeuschungen lachen zu koennen.

Donnerstag, November 02, 2006

Aus dem Leben eines Tageloehners Teil 2 - Labour work

Vor der Arbeit kommt die Arbeitsuche, wie schon anfangs bemerkt braucht mach dazu als Tageloehner vorallem erstmal Zeit und Glueck. Der Lonely Planet erwaehnt das Backpacker Hostel Jolly Swagman als einen Treffpunkt fuer Arbeitssuchende und so sitzte ich gluecklicherweise gerade am Tisch, als ein Jobangebot von Sue hereinkommt. Wer sich auch immer dahinter verbergen mag, ich nutze die Gelegenheit und stehe schon am naechsten morgen in Sues neuem Haus, gleich um die Ecke, direkt in Kings Kross. Glueck gehabt, Job bekommen und in locker, entspanter Atmosphaehre mit Olli, meinem neuem deutschen Arbeitskollegen, die ersten 15A$ die Stunde verdienen. Wir sollen das frisch renovierte Haus von oben bis unten abstauben, putzen und aufraeumen. Mit deutscher Gruendlichkeit bewerkstelligen wir unsere Aufgabe und bekommen dank Auftraggeberzufriedenheit gleich noch ein Dutzend Folgeauftraege fuer die naechsten Tage. Der kleine Hinterhofgarten und der Balkon im 1. Stock wird von uns fachmaennisch katzenausbruchsicher eingerichtet. Das Projekt wird mit maximalem Einsatz und leidenschaftlicher Hingabe erledigt. Ich fuehele mich wie BoB-der-Heimwerkerking und Sue bekoestigt uns sogar noch mit Sandwich und Kaffee. Unser Einsatz wird belohnt, nach dem Katzenkaefig folgen noch Auftraege fuer einen Schrankausbau, eine Waschmaschinen Reparatur, Trockner Installation und der Ausbau des zweiten Balkon zu einem kleinen Stauraum. Unsere Auftragslage gibt wirklich keinen Grund zur Klage. Und trotzdem, die Gier nach mehr Geld drueckt die Stimmung. Am liebsten wuerde ich rund um die Uhr arbeiten. Mit einem Tag frei weiss ich nichts anzufangen, ausser nach noch mehr Jobs ausschau zuhalten und ueber knappe Kasse zu noergeln. Ueberall sehe ich potenzielle Jobchancen oder das Geld vor der Nase davon schwimmen. Ich verspuere keine Lust, keinen Drang die Stadt noch mehr oder gar das Umland zu erkunden. Besser ist, jeden Dollar sparen, in Suedamerika ist der dann 3x soviel Wert! Wo soll das hinfuehren? Bisher habe ich nur sagenhafte 5A$ fuers feiern ausgegen, und das mit Wohnsitz in Kings Kross, wo sich hier doch alles nur ums feiern dreht. Ob Blue Mountains oder Nachtleben, nichts kann mich motivieren, zu teuer, zu langweilig oder schon zu oft genossen. Wo ist der Backpackerspirit geblieben? Geht das nur mir so? Ich komme gerade von einem kleinen Einkauf wieder, da treffe ich mitten auf der Macleay Street einen alten Bekannten. Einen Englaender, der auf aehnlicher Weltumrundungstour ist wie ich. Das unglaubliche dabei, wir treffen uns jetzt schon zum dritten Mal. Das erste Mal war in Suedafrika dann 2 Monate spaeter in Zambia an einer Bushaltestelle in Livingstone und heute hier in Sydney. Interessanterweise hat der Kollege aehnliches zu berichten wie ich. Von Australien hat er bisher nur wenig gesehen, da er hier arbeitet. Vielleicht bleibt er sogar 2 Jahre, Visum ist schon arrangiert und Karrierechancen aussichtsreich. Unglaublich, aber dagegen scheint meine "Gier"ein kleines Strohfeuer zu sein. Sydney ist eben ein Knotenpunkt fuer Weltumrunder. Ja, es gibt wirklich einen Weltumrundertourismus, RTW-Tickets machen es einer breiteren Masse moeglich. Und tatsaechlich trifft man ueber Kontinente hinweg auf gleiche Leute. Meinen Kiwibekannten Ben habe ich kuerzlich auch wiedergetroffen. Nachdem er mir in Singapore Hilfe bei der Jobsuche in Sydney versprochen hat, die Ansage dann aber ohne Taten blieb, habe ich mit Ben wirklich nicht mehr gerechnet. Waehrend ich also ueber den Darlinghurst Road schlendere, hoehre ich jemanden meinen Namen rufen und dann sehe ich Ben den Kiwi. Direkt gegenueber von meinem Backpacker steht er im Balkon und winkt mir zu. Natuerlich wollte er mir gerade auf meine vor Wochen gesendete Mail antworten und einen Job hat er selber auch noch nicht. Ein paar Tage spaeter treffen ich Ben wieder. Es ist Montagmorgen, ich bin gerade auf dem Weg zu meiner dritten Hepatitis A+B Impfung (Kostenpunkt im "Traveler Vaccination Center": 120A$) und Ben singt Barfuss im Vollsuff (darueber ob immernoch oder schon wieder, kann nur spekuliert werden, dem Anblick nach schaetzte ich sein Stadium auf 72h-Nonstop-Suff ein), zusammen mit ein paar Aborigines (immer im Vollsuff, und leider die einzigen Aborigines die ich in New-South-Wales zu Gesicht bekommen habe), ein Loblied auf VB (Australia's favourite full strength beer). Alle zusammen, ein bemitleidenswerter Haufen gestrandeter Opfer im harten Alltag eines Labour workers. So bleibt der eine wegen dem Geld, der andere fuer das Vergnuegen und es werden langsam immer weniger Weltumrunder die noch auf Kurs sind. Das Leben eines Labour workers ist eben rauh und morgen bekomme ich meinen Anker auf den Bizeps gestochen oder ich heuer als Seemann an. Weiter geht's in Teil 3.

Impressionen aus Sydney, Australien

Impressionen meiner Zeit in Sydney:

Sydneys Vampire schlafen tagsueber im Botanischen Garten, kopfueber haengend, in den hoechsten Baumwipfeln. Im Hintergrund ragen die Wolkenkratzer der City hervor.

Ein Banker tauscht zur Mitagspause am liebsten den Buerostuhl gegen eine Parkbank im Botanic Garden, mit Aussicht auf den Arbeitgeber. Dort traeumt er dann von einem Buero ganz oben.

Mein favorisierter Abhaengplatz, wenn mal keine Job ansteht. Was recht oft der Fall war und ich deshalb absoluter Stammgast im Botanic Garden war.

Von Kings Kross sind es nur 30 min mit Bus und Bahn zum naechsten Surferstrand, Bondi Beach. Wer's besonders eilig hat sitz schon im Neoprenanzug im Bus. Surfbretter duerfen kostenlos mitgenommen werden. Wer vor der Fahrt die Brandung checken will, hier geht's zur Webcam

DerBoB mit seinen Promoheftchen, beinahe ganz oben in Sydney angekommen.

Und zu guter letzt ein paar bewegte Bilder aus der Umgebung hier:

Aus dem Leben eines Tageloehners Teil 1 - Promotion job

Sydney, Mates Place, 3. Stock, Bett - oben, Name: DerBoB, Beruf: Globetrotter, Mission: Need job! So koennte meine Bewerbung hier lauten und so aehnlich steht das auch am schwarzen Brett der Rezepetion, mittlerweile aber nicht mehr sichtbar, da Name und Zimmernummer von anderen Jobgesuchen oder Autoverkaufsanzeigen laengst verdeckt werden. Ein recht passendes Bild fuer die Erfolge meiner Jobsuche, untergegangen in der Masse. Dabei hatte alles so euphorisch begonnen, noch am Tag meiner Ankunft, gleich den ersten Job klargemacht. Mein Ehrgeiz mit dem Geld verdienen direkt loszulegen bringt mich dazu gleich den ersten Verkaeufer, einer mir sehr interessant erscheinenden Promotionaktion, nach seinem Arbeitgeber auszufragen. Liam, mein irischer Zimmerkollege, moechte mir zwar viel lieber sein Produkt verkaufen, doch schliesslich sieht er ein, dass ich besser direkt ins Promotionteam aufgenommen werde. Die Idee ist einfach und gut. Wir verkaufen ein Infoheft zu den 10 besten Bars und Clubs in Sydney, mit 10 passenden Getraenkegutscheinen, fuer 10A$. Das Beste dabei, 2x die Woche gibt es eine Tour in 4 der Bars/Clubs ohne weitere Eintrittskosten. Gerade in der Stadt angekommen, scheint mir die Idee bei Backpackern bestens anzukommen und unschlagbar guenstig bei den sonst ueblichen Preisen. Das muss sich doch wie von selbst verkaufen, denke ich mir und stehe kurz darauf, ausgestattet mit 20 der besagten Promotionhefte in den Strassen von Kings Kross. 20 Hefte haben einen Verkaufswert von 200A$, die werden 50:50 aufgeteilt, fuer mich waeren das also schnell verdiente 100A$, der Rest geht an die Veranstalter. Von blanker Begeisterung, bodentiefer Produktueberzeugung und der festen Zuversicht die 20 Hefte in kuerzester Zeit in bares Geld umzuwandeln, bringe ich noch einen weiteren Mitstreiter ins Rennen. Antoine, mein franzoesischer Zimmergenosse stehen mir zu Seite bei meinen ersten, zaghaften Verkaufsversuchen. Zunaechst bleiben wir auf unseren Heftchen sitzten wie auf Blei. Die meisten Passanten wollen nichtmal zuhoeren um was es geht. Natuerlich macht es die Fremdsprache nicht einfacher, aber um wirklich zu verkaufen, muessen wir erst noch mehr ueber unser Produkt erfahren und eine Verkaufsstrategie entwickeln. Wir treffen auf einen anderen Promoter. Der ist absoluter Profi in seinem Geschaeft und weiht uns voller Leidenschaft in die hier ueblichen Phrasen und Tricks ein. Erstaunlich, wie schnell der Profi vorbeieilende Passanten richtig einschaetzen kann und dann mit der passenden Botschaft erst Aufmerksamkeit erzielt, dann Interesse und Begehren weckt und schliesslich auch wirklich den Sack zumacht und verkauft. Wie aus dem Lehrbuch von Lewis, 1898 (Das AIDA-Konzept also doch noch nicht reif fuer das Museum?). Genauso habe ich mir meine Verkaeufereinlage vorgestellt. Antoin hat auch eine sehr interessante Verkaufstrategie entwickelt, sehr franzoesisch und nur wirklich gut bei Damen anwendbar. Antoins Verkaufseinlagen funktionieren auch nur wirklich gut auf der Grundlage von Original Marseiller Pastis. Gluecklicherweise kommt Antoin gerade aus Franz. Neukaledonien und hat eine Flasche Pastis im Gepaeck. Schliesslich werden die Strassen leerer, der Pastis auch, und wir haben der unfassbaren Menge von mindestens (grob geschaetzten) 500 Passanten, die Vorteile von unserem Gutscheinheftchen naeher gebracht. Davon haben sich dann auch zwei wirklich endgueltig zum Kauf eines solchen durchringen koennen. Antoin hat beide verkauft. Nach studenenlangen Pastisinspirierten Verhandlungen auf franzoesisch, vermute ich das die beiden Landsmaenner eher aus Mitleid, statt echter Kaufueberzeugung gehandelt haben. Die meisten der mindestens 500, nennen wir sie mal potenziellen Kunden, basieren zwar auf meiner Akquise, jedoch konnte ich fatalerweise keinen einzigen Verkaufsabschluss erzielen. Der naechste Tag bringt dann ein wenig Licht ins Dunkle. Manchmal nuetzt es eben nichts, wenn die besten Verkaeufer, mit einem gutem Produkt, zur falschen Zeit, am falschen Ort stehen. Finanziell langfristig gesehen ein Disaster, kurzfristig hatten wir trotzdem einen riesen Spass dabei. Mit dem Absatz ging es dann auch ein wenig aufwaerts und ich konnte noch weitere unfassbare 12 Hefte verkaufen. Antoin konnte leider nicht mehr Zeuge meiner Erfolgswelle werden, da fuer ihn die Reise weiter Richtung Norden ging (Norden - soweit ich mich erinnern kann, meine Trinkflasche riecht heute noch nach Pastis und die ganze Aktion ist bestimmt schon 3 Wochen her).
Freitagabend ist es dann soweit, die Bar- und Club-Tour startet und ich bin natuerlich auch dabei. Positiv ausgedrueckt gibt es noch grosses Verbessungspotenzial bei der Organisation. Um die Hefte gut zu verkaufen haben natuerlich alle Verkaeufer die Erwartungen der Tourteilnehmer ins unglaubliche hinaufgeschraubt. Ich selber muss auch gestehen, bin mit der Einstellung ins Rennen: Die Stadt gehoert uns, rollt den Roten Teppich aus. Neuankoemlinge wissen eben noch nicht, dass man fuer 10A$ in Sydneys Nachtleben hoechstens einen boesen Blick vom Tuersteher bekommt. Jedenfalls war die mangelnde Tourorganisation die ideale Begruendung von weiterer Promotion dafuer abzusehen, sollte sich nicht bald etwas aendern. Der wahre Grund war wohl eher die schockierend erfolgreiche Absatzzahl von 60 Heften fuer Liam, dem irischem Promotiongrossmeister, der immer genau zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, auf die richtige Zielgruppe fuer seine Heftchen gestossen zu sein scheint. Die Freude darueber war so gross, dass er zusaetzlich zu seiner Verkaufprovision, in seinem irischen Leichtsinn und der festen Ueberzeugung naechste Woche 120 Hefte zu verkaufen, gleich noch den Veranstalteranteil mitverfeiert hat. Meine 70A$ Verkaufsprovision-, (Antoin hatte mir seine 10A$ grosszuegig ueberlassen, da sich nachweislich zuviel Pasit im Blut befand, oder er einfach Mitleid mit mir hatte), Siegesfeier viel jedenfalls deutlich bescheidener aus als Liams und hat sich mehr oder weniger auf den Konsum von 3 der Getraenkegutscheine meines Heftchen beschraenkt. Nachdem also die Anfangseuphorie fuer Promotionverkaufsjobs verflogen war und das ganze in ernsthafte Arbeit abdriften zu drohte, war es an der Zeit auf echte Jobsuche zu gehen. Weiter in Teil 2.

Montag, Oktober 30, 2006

The way to Australia, Mates Place

Wer kennt diese Flagge?

Cebu City, Manila, Clark, Singapore, Darwin und schliesslich Sydney, 4 Fluege, ein paar Tage und einige Stunden extra mit Bus und Bahn und ich bin wieder in Australien; Aborigine (-Flagge oben) und Kaenguru, statt Inselstaat und Jolly Bee. (Suedliches-)Afrika, (Suedost-)Asien und bald auch Australien sind keine weissen Flecken mehr auf meiner Weltumrundungskarte, die Zeit vergeht rasent und ich stehe schon kurz vor Halbzeit meiner Reise. Mein Plan fuer die naechsten Wochen in der westlichen Welt heisst: Job finden und Reisekasse auffuellen. Sydney bietet dafuer erstklassige Moeglichkeiten, alles was man braucht ist Zeit und ein wenig Glueck. Doch ob meine Jobsuche erfolgreich war und wieviel dabei herrausgekommen ist, dazu spaeter. Um es kurz und knapp zu beschreiben, der Uebergang von Asien zurueck in die westliche Welt wird mir am schnellsten an den hier unglaublich teuren Preisen bewusst. Da ich schon bei meiner ersten Anreise von Afrika aus nach Australien unter Kulturschock stand, faellt mir der Uebergang zur westlichen Welt sonst deutlich einfacher, Zeitzonen oder Kulturunterschiede sind fuer den Reiseprofi kein Problem mehr.
Zum zweiten Mal schon heisst es also "Fasten your seatbelt, Sydney Airport landing". Nichts kommt mir auch nur irgendwie bekannt vor. Im Gegensatz zu Singapore, dort bin ich beim zweiten Aufenthalt routiniert wie ein Stammgast durch die Terminals getrottet. Das erste Mal Sydney war auch nur ein Zwischenstopp, auf dem Weg nach Darwin, und so muss ich mich erstmal durch den Tarifdschungel der Transfermoeglichkeiten in die City arbeiten. Ich entscheide mich fuer ein 7-Tages Bus/Bahn- und Faehren-Kartenabo (A$50/30 Euro incl. Airport; aktueller Eurokurs). Die Karte macht sich vorallem wegen der Faehre nach Manly bezahlt. Wahrend der Schifffahrt zum schoensten Strand der Stadt in Manly, sieht man den Hafen Sydneys aus weltbekannten Poskartenperspektiven (siehe Foto Opera House). Doch zunaechst gilt es eine guenstige Unterkunft fuer die nachsten Wochen ausfindig zu machen. Mit Sack und Pack irre ich durch die Stadt (Foto: Queen Victoria Building), ausgestattet nur mit ein paar handnotierten Informationen die ich von anderen Backpackern aufgeschnappt habe und die mir sagen, dass es in Glebe sehr guenstig waehre. Das Studentenviertel der Stadt ist unschwer zu Erkennen an der Uni und den vielen Strassenlaternen und Hauswaenden vollgeklebt mit Mitbewohnergesuchen und Appartementanzeigen. Um hierbei auch erforlgreich zu sein, muss man schon "Single Girl" oder "Asian" sein. Nach 3h erfolgloser Suche geht es weiter nach Kings Kross, dem Kiez von Sydney. Aus der U-Bahn Station kommend laufe ich direkt in eine Strassensperre. Polizeibeamte sind offensichtlich gerade dabei einen Tatort abzusichern und Fotos von Blutspuren auf dem Gehweg aufzunehmen. Kings Kross, (Blut-)Rote-Meile Sydneys, Partyviertel und Backpackerhochburg, genau der richtige Ort um guenstig abzusteigen. Etwas weiter den Darlinhurst Road hinauf, naehe Macleay Street sehe ich dann auch schon ein grosses Werbeplakat: Mates Place, Dorms 100A per week! Kurz darauf beziehe ich meine neues Zuhause, im 3. Stock, mit Aussicht auf die Skyline von Sydney (Foto unten: Zimmeraussicht).

Ist meine Aussicht nicht super?

Freitag, August 18, 2006

Ein neuer Kontinet,

oder doch eine Insel?

Keine Ahnung wie lange Fluege, Zwischentransporte und Wartezeiten genau gedauert haben, abgereist bin ich in Afrika, Joburg, Gemini Backpackers, am Montag, den 14.08.06, 15Uhr, und aufgewacht in Australien, Darwin, Chillis Backpackers, bin ich am Mittwoch, 16.10.06 gegen 10 Uhr. Wieviel Zeitverschiebung vor oder zurueck darin sind, wieviel Stunden irgendwo warten, keine Ahnung. Spielt auch keine Rolle, den bisher bin ich ohne Uhr ganz gut ausgekommen. Praktischerweise bringt dieses zeitlose Dasein mit sich, dass ich auch keinerlei Zeitumstellungsprobleme habe. So reist es sich bequem und mit Rueckenwind, wie im Schlaf um die halbe Welt. Anscheinend dauert der Flug westwerts, also von Australien nach Afrtika um einiges laenger, da meist Gegenwind herrscht. Waehrend also die Zeitumstellung kein Problem fuer mich war, macht mir das Klima und der Kulturschock mehr zu schaffen. Mit dem ersten Schritten aus den klimatisierten Flughafengebaeuden, auf australischen Boden, wird mir klar, hier herrscht tropischen Klima. Schwuele Temperaturen jenseits der 30 Grad, wie eine Wand hinter der Tuer ins Freie. Diese Feststellung mache ich jedesmal von neuem, sobald ich ein Gebaude verlasse. Wie ein Goldfisch der sich in seinem Wasserglas immer wieder von neuem wundert, wo er denn hier ist.
Meinen ersten Kurzaufenthalt in Australien moechte ich hauptsaechlich nutzen um Reisewissen zu sammeln. Nach meiner Rueckkehr vom Suedostasien-Trip, am 16.10.06, hoffe ich dann die verbleibenden 4 Wochen auf dem Weg nach Sydney optimal und vorallem finanzierbar zu verbringen. Fuer das sammeln solcher Insiderinforamtionen, muss man einfach vor Ort sein. Da kann man noch soviele Reisefuehrer und Internetforen durchstoebern, wo man legal illegal sein Zelt kostenlos aufbaut und wie das Backpacken richtig ablaeuft bekommt man erst durch eigene Erfahrungen und in Gespraechen mit andern Backpackern herraus.
Um wirklich einen Eindruck von Australien zu bekommen ist es noch viel zu frueh, habe ich doch bisher, ausser Darwin nichts gesehen. Doch das wenige reicht bereits um einen kleinen Kultuschock auszuloesen. Vielleicht reagiere ich auch sensibler, da ich mich in Afrika viel mit den Schwarz/Weiss bzw. Arm/Reich Konflikten auseinandergesetzt habe. Was ich bisher von den Schwarzen Australiens, den Aborigine gesehen habe schockiert und erinnert an Apartheitszustaende in Suedafrika. Beispielsweise leben die meisten Uraustralier in ihrern eigenen "Homelands", die Touristen nur mit Sondergenehmigung betreten duerfen. Wenn man davon ausgeht das Aborigine in Australien fast 60.000 Jahre gleich gelebt haben und dann innerhalb der letzten 300 Jahren alles anders wurde, muss man wohl von einem unvergleichbaren Kulturschock sprechen, der sich immernoch ueber Generationen hinwegzieht.
Eines ist sicher, nich alle Ur-Ausis sind betrunkene Penner im Stadtpark und Australien ist nicht nur eine Insel mit Ballermannkueste und klimatisierten Gebaeuden (koennte man in Darwin meinen), es gibt noch viel zu erkunden nach meiner Rueckkehr aus Suedostasien.


(siehe Foto: Darwin Beach, 60.000 Jahre Aborigines Land, dann kam ein Raumschiff vom Planet England)

Meinen Kurzaufenthalt in Australien, von 1 Woche und nur in Darwin, will ich garnicht als Australienbesuch zaehlen, denn Mental war ich noch in Afrika und voll damit beschaeftigt mich auf Asien einzustellen. Darwin war deshalb wie ein kurzer Zwischenstopp in der westlichen kulturellen Heimat. Da ich also schon auf gepacktem Rucksack sass, beschloss ich zwei Naechte eher aus dem Backpacker auszuchecken und den Samstagabend tanzenderweise, auf Darwins groesster Dark-Moon-Party zu verbringen, und dann Sonntagabend nach dem "Mindil Beach Sunset Market" direkt zum Airport weiterzufahren. Dementsprechend geraedert stand ich dann um 3 Uhr Nachts am Airport und wartete auf meinen verspaeteten Flieger. Immerhin hatte ich zwei teure Uebernachtungen von 21 Aut$ eingespart. Dafuer bekommt man zwar ein kleines Fruehstueck, doch an das wirklich gute, die Gutscheine fuer die ueberall angebotenen "1 Aut$ Backpacker Dinners" (z.B. im VicClub), kommt man auch ohne wirklich im Backpacker Gast zu sein.