Donnerstag, November 02, 2006

Aus dem Leben eines Tageloehners Teil 2 - Labour work

Vor der Arbeit kommt die Arbeitsuche, wie schon anfangs bemerkt braucht mach dazu als Tageloehner vorallem erstmal Zeit und Glueck. Der Lonely Planet erwaehnt das Backpacker Hostel Jolly Swagman als einen Treffpunkt fuer Arbeitssuchende und so sitzte ich gluecklicherweise gerade am Tisch, als ein Jobangebot von Sue hereinkommt. Wer sich auch immer dahinter verbergen mag, ich nutze die Gelegenheit und stehe schon am naechsten morgen in Sues neuem Haus, gleich um die Ecke, direkt in Kings Kross. Glueck gehabt, Job bekommen und in locker, entspanter Atmosphaehre mit Olli, meinem neuem deutschen Arbeitskollegen, die ersten 15A$ die Stunde verdienen. Wir sollen das frisch renovierte Haus von oben bis unten abstauben, putzen und aufraeumen. Mit deutscher Gruendlichkeit bewerkstelligen wir unsere Aufgabe und bekommen dank Auftraggeberzufriedenheit gleich noch ein Dutzend Folgeauftraege fuer die naechsten Tage. Der kleine Hinterhofgarten und der Balkon im 1. Stock wird von uns fachmaennisch katzenausbruchsicher eingerichtet. Das Projekt wird mit maximalem Einsatz und leidenschaftlicher Hingabe erledigt. Ich fuehele mich wie BoB-der-Heimwerkerking und Sue bekoestigt uns sogar noch mit Sandwich und Kaffee. Unser Einsatz wird belohnt, nach dem Katzenkaefig folgen noch Auftraege fuer einen Schrankausbau, eine Waschmaschinen Reparatur, Trockner Installation und der Ausbau des zweiten Balkon zu einem kleinen Stauraum. Unsere Auftragslage gibt wirklich keinen Grund zur Klage. Und trotzdem, die Gier nach mehr Geld drueckt die Stimmung. Am liebsten wuerde ich rund um die Uhr arbeiten. Mit einem Tag frei weiss ich nichts anzufangen, ausser nach noch mehr Jobs ausschau zuhalten und ueber knappe Kasse zu noergeln. Ueberall sehe ich potenzielle Jobchancen oder das Geld vor der Nase davon schwimmen. Ich verspuere keine Lust, keinen Drang die Stadt noch mehr oder gar das Umland zu erkunden. Besser ist, jeden Dollar sparen, in Suedamerika ist der dann 3x soviel Wert! Wo soll das hinfuehren? Bisher habe ich nur sagenhafte 5A$ fuers feiern ausgegen, und das mit Wohnsitz in Kings Kross, wo sich hier doch alles nur ums feiern dreht. Ob Blue Mountains oder Nachtleben, nichts kann mich motivieren, zu teuer, zu langweilig oder schon zu oft genossen. Wo ist der Backpackerspirit geblieben? Geht das nur mir so? Ich komme gerade von einem kleinen Einkauf wieder, da treffe ich mitten auf der Macleay Street einen alten Bekannten. Einen Englaender, der auf aehnlicher Weltumrundungstour ist wie ich. Das unglaubliche dabei, wir treffen uns jetzt schon zum dritten Mal. Das erste Mal war in Suedafrika dann 2 Monate spaeter in Zambia an einer Bushaltestelle in Livingstone und heute hier in Sydney. Interessanterweise hat der Kollege aehnliches zu berichten wie ich. Von Australien hat er bisher nur wenig gesehen, da er hier arbeitet. Vielleicht bleibt er sogar 2 Jahre, Visum ist schon arrangiert und Karrierechancen aussichtsreich. Unglaublich, aber dagegen scheint meine "Gier"ein kleines Strohfeuer zu sein. Sydney ist eben ein Knotenpunkt fuer Weltumrunder. Ja, es gibt wirklich einen Weltumrundertourismus, RTW-Tickets machen es einer breiteren Masse moeglich. Und tatsaechlich trifft man ueber Kontinente hinweg auf gleiche Leute. Meinen Kiwibekannten Ben habe ich kuerzlich auch wiedergetroffen. Nachdem er mir in Singapore Hilfe bei der Jobsuche in Sydney versprochen hat, die Ansage dann aber ohne Taten blieb, habe ich mit Ben wirklich nicht mehr gerechnet. Waehrend ich also ueber den Darlinghurst Road schlendere, hoehre ich jemanden meinen Namen rufen und dann sehe ich Ben den Kiwi. Direkt gegenueber von meinem Backpacker steht er im Balkon und winkt mir zu. Natuerlich wollte er mir gerade auf meine vor Wochen gesendete Mail antworten und einen Job hat er selber auch noch nicht. Ein paar Tage spaeter treffen ich Ben wieder. Es ist Montagmorgen, ich bin gerade auf dem Weg zu meiner dritten Hepatitis A+B Impfung (Kostenpunkt im "Traveler Vaccination Center": 120A$) und Ben singt Barfuss im Vollsuff (darueber ob immernoch oder schon wieder, kann nur spekuliert werden, dem Anblick nach schaetzte ich sein Stadium auf 72h-Nonstop-Suff ein), zusammen mit ein paar Aborigines (immer im Vollsuff, und leider die einzigen Aborigines die ich in New-South-Wales zu Gesicht bekommen habe), ein Loblied auf VB (Australia's favourite full strength beer). Alle zusammen, ein bemitleidenswerter Haufen gestrandeter Opfer im harten Alltag eines Labour workers. So bleibt der eine wegen dem Geld, der andere fuer das Vergnuegen und es werden langsam immer weniger Weltumrunder die noch auf Kurs sind. Das Leben eines Labour workers ist eben rauh und morgen bekomme ich meinen Anker auf den Bizeps gestochen oder ich heuer als Seemann an. Weiter geht's in Teil 3.

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