Freitag, August 11, 2006

Robert Mugabes Zimbabwe

Fast eine Woche Aufenthalt im North-South Backpacker, Pretoria, war dann doch laenger als geplant. Wer mit oeffentlichen Verkehrsmitteln reist, muss seine Reiseplaene eben manchmal spontan an die Fahrplaene vor Ort anpassen. Ich freute mich am Mittwochnachmittag, dass es nun weiter nach Zimbabwe gehen sollte. David, aus Zimbabwe, den in aus dem North-South Backpacker kenne, hatte mir jede Menge Infos und zwei handgezeichnete Stadtkarten von Bulawayo und Vic Falls Town mit auf den Weg gegeben. Ich fuehlte mich gut gewappnet um ein neues Kapitel Afrika anzugehen. Die Busfahrt von Pretoria, mit dem Cityliner (Low budget division von Greyhound) kostet mich R205, hinzu kommen auch noch R210 fuer grosszuegige 6 Monate Zimbabwe Visum (kuerzer geht wohl nicht). In 13h Fahrtzeit, geht es dann auf nach Bulawayo, Zimbabwe. Gleich an der Grenze um 2 Uhr Nachts bekomme ich den Unterschied zwischen erster und dritter Welt zu spueren. Die Autobahn wird in Zimbabwe zum Feldweg, Horden von “Haendlern” stroemen noch waehrend der Passkontrolle auf alle Passagiere, um hemmungslos, da offiziell illegal, ZIM$ gegen US$ oder ZAR anzubieten. Die Waehrungssituation ist hier so interessant und vorallem dramatisch fuer die Bevoelkerung, dass ich darauf ausfuehrlicher eingehe. Der Schwarzmarktkurs liegt ca. bei R1=70.000ZIM$ bzw. 1Euro=630.000ZIM$. Erste Herrausforderung ist dabei, der groesste Schein ist 100.000ZIM$ und dazu eher selten, das bedeutet Berge von Banknoten. Die Inflation ist rasent, David schaetzte den Kurs fuer mich, aufgrund seiner Erfahrungen, auf nur R1=50.000ZIM$. Offiziell darf nur bei Banken getauscht werden. Dort bekommt man fuer 1Euro anscheinend nur 40.000ZIM$, doch jeder behauptet anderes. Sicher ist, wer offiziell tauscht, kommt sehr teuer davon, tauscht man auf dem Schwarzmarkt, befindet man sich im billigsten Land der Welt. Wer so tauschen will, braucht natuerlich Bargeld, am besten US$, ZAR sind auch kein Problem.
Hier einige Preisbeispiele:

  • Uebernachtung Juhe/Bulawyo: 80.000ZIM$= ca. 0.12Euro
  • Brot 1kg: 200.000ZIM$= ca. 0.27Euro
  • Mittagessen im Restaurant (Schima mit Fleisch und Gemuese) 350.000ZIM$=ca. 0.48Euro
  • Bier 0.75L, im Restaurant 300.000ZIM$=ca.0.40Euro
  • Zugfahrt (Bulawayo -> Vic Falls, 1st Class, 12h): 1.560.000ZIM$= ca. 2.10Euro

Ich tausche zunaechst R50 bzw. 4.50Euro, mehr kann ich auch kaum transportieren. Damit gehe ich dann auf Einkaufstour. Waehrend man in Muenchen damit vielleicht noch das Parkticket bezahlen kann, kaufe ich mir in Bulawyo ein Zugticket (wie beschrieben), Brot, Aepfel, Bananen, Avocados, die teuersten Malaria Medikamente die ich auftreiben kann, dazu bezahle ich noch meine 3 Uebernachtungen in der Juhe und hab noch genuegend Geld in der Tasche um mich wie ein ZIM$ Millionaer zu fuehlen. VIVA AFRIKA! VIVA Robert Mugabe?! Doch gibt es wirklich fuer alle Grund zum Jubeln? Nur Auslaender oder Personen mit harten US$ oder ZAR kommen in den Genuss dieser Kaufkraft. Der einfache Arbeiter in Zimbabwe verdient monatlich ca. 80 US$. Fuer David vom Noth-South, der Norwegische Vorfahren hat, Hauptgrund Zimbabwe, seine Heimat, Richtung Sued Afrika zu verlassen. Die Wirtschaft Zimbabwes ist nahezu voellig am Boden. In der suedafrikanischen Presse ist schon vom naechsten Pulverfass die Rede. Vor Ort scheint mir die Situation dann doch deutlich weniger dramatisch, aber das sind nur die Eindruecke der ersten Tage und das gilt wahrscheinlich nur fuer die Situation einer der groessten Stadte des Landes. Im Bus treffe ich auf einen deutschen Geschaeftsmann, der aehnliches berichtet. Ludwig ist gerade aus Muenchen eingeflogen um seine Familie zu besuchen und den Baufortschritt seiner neuen Villa im Stadtzentrum zu begutachten. Fuer den Fall der Faelle gibt er mir seine Telefonnummer mit auf den Weg. Die naechsten Tage verbringe ich mit der Erkundung von Bulawayo. Besonderes Merkmal der Stadt, das Kohlekraftwerk in Stadtmitte!

Wahrscheinlich als Zeichen von Wohlstand und Fortschritt, bilden die Kraftwerkstuerme den zentralen Orientierungspunkt der Stadt. Glueklicherweise hat Zimbabwe kein Geld mehr fuer Kohle und so kann sich kaum ein Einwohner daran erinnern, wann es das letzte mal aus den Turmen gequalmt hat. Ich in froh das mir die qualmende und russende Demonstration des Afrikanischen Fortschritts erspart bleibt. Die ruhenden Luftverpesster, sind nur noch Denkmal des Missmanagement der letzten Jahre. Energie wird heute meist aus Sued Afrika importiert. Dabei hat das Land eine sehr interessante und besondere effiziente Methode entwickelt um den gesteigerten Bedarf an Energie, zwischen 18 und 20 Uhr zu bewaeltigen. Der Saft wird dann einfach komplett abgedreht. Man kann sich an alles gewohenen und so gibt es bei den meisten schon um 17 Uhr Abendessen. Einzigartig verlaeuft auch das Einkaufen nach einem Zahltag ab. Fuer mein Zugticket musste ich bereits 2h anstehen, doch zum Glueck blieb mir das anstehen am Geldautomat, einem Bankschalter oder Supermarkt erspart. Mit einer unendlichen Geduld harren die Menschen vor den Bankschaltern aus, um moeglichst direkt am Zahltag alles abzuheben und dann das Geld gleich in Pflanzenoel, Salz, Zucker und der Gleichen investieren. Die Kundenschlangenlaenge ist kein Grund in Hektik oder gar Panik zu verfallen. Mit der gleichen Engelsgeduld arbeiten Kassiere oder Ticketverkaeufer. Die Laenge der Kundenschlange ist voelligst egal. Die besonders fuer deutsche Verhaetnisse, nervenaufreibend gelassene Betriebsamkeit des Verkaufspersonal fuer (fast) niemand ein Problem. Im Punkt Gelassenheit koennen wir da noch viel von den Afrikanern lernen. Die Vermutung drengt sich auf, wer am Zahltag beim Anstehen an der Kasse schon einigermassen gut drauf ist, wird dann abends beim feiern erst richtig gut drauf sein! Da in meiner Juhe bereits um 22Uhr Bettruhe ist, kann ich dieser Theorie nicht einwandfrei beweisen. Erste Anzeichen waren aber schon in den fruehen Abendstunden erkennbar. Mit Oscar einem Student aus Zambia, der waehrend des Semesters zusammen mit einigen anderen Studies in der Juhe wohnt, geniesse ich die sensationellen Tanzdarbietungen der Zahltag feiernden Arbeiter zu fruehsten Abendstunden. Ein DJ beschallt von einer Restaurantterasse den Innenhof und wer moechte kann mit dem Auto auf die Tanzflaeche fahren, aussteigen und lostanzen. Der Drive-Inn Dancefloor wird auch rege wahrgenommen und der Club fuellt sich langsam. Als einziger Gast mit weisser Hautfarbe, ist mir ein spuerbarer Aufmerksamkeitsfaktor sicher. Oscar ist besorgt um meine Sicherheit. Immer mehr Brueder und Freunde wollen den weissen Gast begruessen. Doch fuer uns heisst es schon bald, Gute Nacht, Fussmarsch zur Juhe und dann Bettruhe zu fruehen Stunde. Ausschlafen, denn bald geht es weiter mit dem Zug in den Norden.

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