Samstag, September 16, 2006

Endless Summer

Zeit im Paradies ist nur noch spuerbar am Sonnenauf und -untergang. Dazwischen scheint sich im Nachhinein alles in Hochgeschwindigkeit abzuspielen. Wie sonst laesst sich erklaeren, dass mein Indonesienaufenthalt schon naechsten Mittwoch mit dem Weiterflug nach K.L./Malaysia endet und ich irgendwie die gesamte Zeit auf Bali verbracht habe, und davon auch noch die laengste Zeit im Touriort Kuta? Soviel waere noch zu sehen gewesen, Lombok, Java, mehr Straende, mehr Tempel. Aber nach den ersten beiden Wochen mit Leha, Alli und Tanni brauchte ich einfach eine Woche zum relaxen. Das Gefuehl irgendwas zu verpassen, wenn man schon mal hier ist, wie ich es manchmal in Afrika verspuert habe, kommt nach fast 4 Monaten reisen nicht mehr auf. Die ersehnte Reisegelassenheit wirkt so beruhigend, dass ich neuen Aktivitaeten schon fast gleichgueltig gegenueber eingestellt bin. Keine Angst, zum - vom Bett aufstehen und am Strand weiterschlafen - reicht es noch. Spass bei Seite, Gruende dafuer liegen zum einen an meiner inneren Motivation, wahrscheinlich aufgrund der Reisdauer, doch vorallem auch durch den auf mich demotivierend wirkenden Touristenumgang hier auf Bali, und ich bin hier nunmal ein Touri, da wird nicht unterschieden, Fremder bedeutet Touri. Die Wirkung des Massentourismus, erscheint mir wie eine Art Apartheid zwischen Touris und Einheimischen, die nur manchmal mit viel Glueck durchbrochen wird und dann auf echte Gastfreundschaft, ohne geheucheltes Interesse stoesst. Je laenger ich wie eine Tourimelkkuh behandelt werde, je mehr verhalte ich mich auch so.
Beispielsweise der Ablauf meines heutigen Tages:
9:30 Aufstehen, nur nicht das Fruestueck verpassen, ich krieche aus meinem Doppelbett meines Zimmers, dass gut und gerne in Australien zum 4fachen Preis als 15er Dorm erhalten muesste. Bali Coffee trinken, Obsalatt schlemmen, Toast und Ei verschlingen, immer der gleiche Frass, die wollen wohl das ich wiedermal das Hotel wechseln. Als naechstes ab aufs Moped und wie ein gestoerter durch den halsbrecherischen Verkehr von Kuta Richtung Dreamland Beach heizen. Mein 125ccm Moped macht suechtig, mein Fahrstiel hat sich mitlerweile indonesischen Sitten und Gebrauchen angepasst und darueberhinaus noch extremer weiterentwickelt. Es gilt den groebsten Massen zu entfliehen, vorbei, am ersten Security Check, mit weisser Hautfarbe kein Problem, beim zweiten Check muss ich 2000 Rupien zahlen, Glueck gehabt, sonst sind es meistens 5000, weiter vorbei am seit knapp 10 Jahren im Bau befindetden 17 Loch Golfplatz, der dass was mal "Dreamland Beach" hiess in den "New Kuta Beach" verwandeln soll. Blos nicht auf die wilde Muellkippe links starren, den Blick einfach Richtung Sonne wenden. Ein Traum aus Sand und Wellen, ein Traum den viele Traumen, wie Seehunde belagern Surfer jede noch so kleine Welle, meistens Australier auch viele Japaner und natuerlich Deutsche. Doch Indonesien ist die naechste Surfergrossmacht, haben sie erstmal ihre traditionelle Angst vorm Meer ueber Board geworfen, gibt es keine Gnade auf der Welle. Die Boardsportindustrie hat das schon laengst erkannt, die gesamte Szene ist mit Shops praesent und buhlt mit Sponsorings & Co um die Aufmerksamkeit ihrer potenziellen Kunden. Die ganze Stadt ist den Logos aller Boardsportmarken vollgepflastert. So extrem, dass jegliche Exclusivitaet floeten geht. Hinzu kommt auch noch das Copyright und Markenrecht nicht soviel wert sind, wie das Papier auf dem es verbrieft ist. So gibt es an jeder Ecke Shirts ab einem Euro von Volcom, Rip Curl und wie sie alle heissen. Fuer einen Sportmanager, der sich viel mit Boardsportmarken auseinander gesetzt hat wirkt das ernuechtern, vielleicht sogar Augen oeffnend. Jedenfalls besteht fuer mich keinerlei Reiz irgendeine der noch so trendigsten Marken zu kaufen oder zu tragen. Alles was begehrenswert war ist verloren und wirkt jetzt sogar abstossend. Der Alptraum eines Markenmanagers, von Ausverkauf zu sprechen waere noch viel zu milde. Weiter geht mein Touritag, noch ist der Sonnenuntergang fern und ich mache es mir auf meinem Sarong im weissen Sand von Dreamland gemuetlich. Die 20000 Rupien fuer eine Liege, investiere ich besser in eine halbstuendige Massage. Hat man einmal eine solche Dienstleistung oder der gleichen in Anspruch genommen, wir man nicht etwa in Frieden gelassen, sondern erst richtig belagert. Mit Drueckermethoden und immer schoen auf die Traenenduese suchen Haendler Abnehmer fuer T-Shirts, Sarongs oder so tolle Souveniers wie Pfeil und Bogen und Blasrohre. Was solls, immer freundlich bleiben, was je nach Stimmung der Verkaeufer oder Marktlage manchmal wirklich nicht einfach ist. Nach meiner Massage, gibt es erstmal ein Essen im Strandlokal, teurer als sonst, aber bequem und immernoch unter einem Euro fuer "Fried Rice with egg". Melkkuehe sind eben bequeme Tiere, wer kann es den Einheimischen da schon veruebeln wenn sie bei blasser Hautfarbe erstmal das doppelte verlangen und die haelfte der ueblichen Menge geben - Da lebe ich jetzt also im Paradis und maekel herum, dass irgendwas 1,20 statt 0,60 kostet, einfach nur auf die positiven Dinge fokussieren! Beispielsweise den Ausblick den ich gerade gerade hier am Strand geniesse, der Klang der Wellenbrandung und die ueberraschd gute Jazz Musik in der Strandbar nebenan, die balinesischen Maedchen, mit ihren langen zu Pferdeschwaenzen gebundenen pechschwarzem Haar und perfektem Koerperbau, die Sonnenliegen und Schirme anfangen vor der nahenden Flut zu verstauen. Der Sonnenuntergang rueckt immer naeher. Trotz meines Trinkgeldes faengt die Strandbarbedienung an den Sand auszukehren. Es wird Zeit wieder auf Moped zu springen und in den Kuta Carnival einzutauschen. Schliesslich heisst es seit heute ja auch in Deutschland O'zapft is!

Enny und Leha Dreamland Beach/Bali

Alte und neue Helden von Indonesien


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