Von Durban/RZA nach Maputo dauert es ca. 10h mit dem Bus. Die reine Busfahrzeit ist jedoch um einiges geringer, denn die Grenzstopps zur Swazilandeinreise und die Visaprozedur bei Mosambik verzoegern die Weiterfahrt erheblich. Besonders wenn man wie ich, dass Visum fuer 25 US$ erst an der Grenze kauft.
Alles was ich bisher ueber Mosambik, von Boba oder von anderen Reisenden gehoert habe, klingt einfach nur grossartig. Wartezeit oder Visapreis koennen deshalb meine Vorfreude nicht mildern. Kaum ueber der Grenze, fangen die Geruechte an sich zu bewahrheiten. Kinder winken von der Strasse oder von der Pritsche eines 4x4 Pickups freundlich zu und die Maedels sollen die schoensten Afrikas sein. Selbst in den Townships der ersten Stadtzone lachen und winken mir die Einwohner entgegen. Der „Pantera Azul“ Doppeldecker Bus muss wirklich Eindruck hinterlassen. Die Fahrt auf dem Premiumsitz dirket vor der Frontscheibe im zweiten Stock ist das reinstes Vergnuegen. Afrikas Metropolen ueberraschen mich in ihrer Groesse immer wieder, so auch Maputo. Zum Glueck brauche ich nur Bobas Nummer zu waehlen und das Weiterkommen ist geregelt.
Nachdem ich schliesslich auch den letzten Taxifahrer davon ueberzeugen konnte, dass ich abgeholt werde, trottet Boba daher. Einst mit dem Fahrrad aus Heilbronx angereist, jetzt zur White Afro Legende und Internationalem Investor in Mosambik aufgestiegen. Wie fast alle Weissen, wird er hier „Mulungu“ (Weisser) oder einfach nur „El Patron“ genannt. Warum das so ist sollte ich erst spaeter lernen. Zunaechst trotten wir gemeinsam weiter ueber belebte Strassen, vorbei an Hochhaeusern, verfallenen Haeusern mit dreckigen Gaerten zielstrebig zum „Hole in the wall“, dem ATM, dem Geldautomat. Unter Militaerschutz, heben wir jeder 5.000.000 Meticais ab (150€), mehr geht nicht. Doch das reicht allemal um vom einfachen Mulungu zum "El Patron" aufzusteigen und das Mulungus mehr Metical besitzten scheint fuer Schwarze naturgegeben. Das sind natuerlich Vorurteile beiderseits, auch wenn Boba mit fast 2jaehriger Afrika Erfahrung dies oft genug so erlebt hat und schliesslich haben die Kolonialherren bis von 1498-1975 auch nichts anderes behauptet. Die Verhaeltnisse zwischen Schwarz&Weiss bleiben das dominierende Gespraechsthema der ersten Tage, neben den Vergnuegungsoptionen der Stadt. Diese sind in Maputo reichlich vorhanden und deren Genuss kennt mit ausreichend Meticais in der Tasche keine Grenzen.
So fuehrt uns der weitere Weg vom Geldautomaten zu bunten Marktstaenden und anderem improvisiertem Strassenverkauf, mit unidentifizierbarer Produktvielfalt und sehr variabler Preispolitik. Boba ein leidenschaftlicher Kaufmann, wie ich auch, liebt es noch um den geringesten Pfennigbetrag zu handeln. Die vielen Nullen der lokalen Waehrung verstarken die Notwendigkeit und das Erfolgsgefuehl des Handels noch zusaetzlich. Sobald die Strassenverkaefer Kaufinteresse wittern, belagern sie ihre potenziellen Kaeufer und springen bei bei jedem Anzeichen von Missfallen in ihre Bretterbude um das gewuenschte bessere Produkt zu praesentieren. In unserem Fall Rum, den besten lokalen ueberhaupt „Paradise“. Meisterlich und in fliessendem portugisisch spielt Boba die Haendler untereinander aus, selbst ich glaube irgendwann wir haetten kein Interesse mehr hier zu kaufen. Schon im Begriff weiter zu gehen, fallen die Preise nocheinmal und wir kaufen zwei 1L Falschen Paradise fuer 120.000 Meticais (4€!!). Die Cola dazu ist fast teurer. Mosambik ist einer der groessten Zuckerproduzenten der Welt, dem begehrten Rohstoff fuer Rum. Schon auf der Busfahrt vielen mir die riesigen Zuckerplantagen auf und nun stand der erste Qualitaetstest auf dem Programm . Wir erreichen die „Torres vermelhos“, die „Roten Tuerme von Maputo“, Bobas neues zuhause. Zwei beinahe ueber die ganze Stadt sichtbare Wohnhochhaeuser. Eines im Staatseigentum, einfach und guenstig, eines im Firmenbesitz und gerade in Renovierung um besser und teuerer zu werden. Boba und sein franzoesischer Mitbewohner Elder, wohnen im einfachen Turm. Einfach bedeutet in Mosambik, fliessendes Wasser nur zu bestimmten Zeiten oder per Pumpe aus eigener Wassertonne, warm duschen nur unter abenteuerlich kontruiertem Vorlauferhitzer.
Nach zwei elektrischen Schlaegen beim Temperatur verstellen, dusche ich jetzt lieber kalt. Frisch und vom Reiseschweiss befreit, war ich bereit fuer Maputo. Die Drinks standen auf dem Tisch und die Nacht konnte beginnen. Auch wenn Boba die berauschende Wirkung von Paradise bereits ausgiebig studiert hat, verfielen wir in einen Rausch, der ein Ausgehen unmoeglich machen sollte (siehe Foto letzter Bericht). Erst der naechste Tag eroeffnete uns das ganze Ausmass des Rausches, der Wohnzimmertisch war zerstoert, der Boden bedeckt mit Scherben, ueberall Blutspuren, Bobas in muehevoller Arbeit erstellter Portugischschulunterlagen zerknittert und von halbverdauetem Mageninhalt bedeckt im ganzen Schlafzimmer verteilt. Wie es dazu kommen konnte bleibt uns ein Raetsel, doch die Rum Qualitaet wird eindeutig als exzellent eingesuft. Angesichts des Ausmasses unseres Rausches haetten wir eigentlich in eine tagelange Kater-Depression verfallen muessen, doch von dererlei Schwaecheerscheinungen war keine Spur. Es galt immernoch die Stadt zu erkunden und mein Geburtstag stand vor der Tuer. Die besten Vorraussetzungen fuer eine grosse Party.
Ausgangspunkt unserer Party, diesmal ohne vorgluehen zuhause, war das Restaurant „Pirats“. Mosambik ist bekannt fuer ausgezeichnete Fischdelikatessen und das Preis-Leistungsverhaeltniss ist fuer europaeische Verhaeltnisse gigantisch guenstig. Zum zweiten WM-Spiel des Tages, wer eigentlich spielte weiss ich nicht mehr, ging es der Hauptstrasse entlang in die Bar „Mundus“. Die Mehrzahl der maenlichen Gaeste sind hier weiss, also Mulungus, waehrend die Damenwelt definitiv eher "black and beautiful" ist. Boba und Elder stellen aber klar, dass dies keine Profesionellen seien. Sind es in Europa eher die Maenner, die Initiative ergreifen, so ist es in Mosambik eher umgedreht. Wichtigstes Auswahlkriterium einer Mosambikerin scheint die Faehigkeit eines Mannes die Frau zu versorgen. Grundbeduerfnisse haben einen viel hoeheren Stellenwert, den Luxus der Selbstverstaendlichkeit dieser Werte gibt es in Afrika nicht. Logischerweise werden Mulungus deshalb als aeusserst attraktiv eingestuft und sind dementsprechend sehr begehrt. Doch das nicht alle Mulungus an der Rolle des dauerhaften Versorgers interessiert sind, duerfte angesicht der leider viel zu langen, fast 500jaehrigen Erfahrung mit Mulungus, kaum entgangen sein. Somit bleibt die Theorie der Semi-Professionalitaet dieser Damen umstritten.
Nachdem wir auf meinen 29igsten Geburtstag angestossen hatten ging es mit Bibi, einer Bekannten von Joerg, weiter ins „Coconuts“ der groessten und modernsten Disko Mosambiks. Schon auf dem Parkplatz ist zu erkennen, hier trifft sich die High Society. Der Eintrittspreis von 200.000 Meticais (6€) trifft eine erste Vorauswahl, bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen in Mosambik von 233,- US$ bleibt die Upper-Class hier unter sich. Die Einrichtung und die Groesse des Vergnuegungspalastes sind selbst fuer Euros pompoes, der riesige Swimmingpool im Aussenbereich und eine Launch Bar geradezu dekadent. Tanzpartnerinnen muessen hier nicht aufgefordert werden, eher abwimmeln um nicht den Ueberblick zu verlieren, doch zum Drink sollte „man“ dann schon einladen. Eines hat mir Boba bisher vorenthalten, Anlaufstellen fuer Mulungus haben wir erlebt, aber wo feiern die Locals? Weiter geht es ins Bahnhofsviertel, den Taxifahrer noch runter handeln und dann ab auf die Partymeile. Die Strassen sind enger und in miserablen Zustand, dafuer aber voller Menschen auf der Suche nach Vergnuegen, schwarzer Menschen, wir sind jetzt die einzigen Weissen. Doch langsam geht uns das Bare aus, ein letzes Bier und die Texireserve ist auch noch weg. In unserem jugendlichem Leichtsinn schleichen wir uns im Morgengrauen zufuss nachhause. Bei solchen Aktionen wurde Boba schon dreimal ausgeraubt, Nervenkitzelm ist also garantiert. Muede doch dafuer unversehrt erreichen wir die Wohnung.
Das Wochenende lassen wir ruhig ausklingen und genauso ruhig beginnt unsere naechste Woche. Bobas Hausbuttler Claudio (kocht, waescht, putzt, kauft ein... fuer ca. 30€ im Monat) sorgt dafuer, das wir die Couch nur fuers noetigste verlassen muessen.
Ich erkunde die Stadt auf eigene Faust bei Tageslicht. Ein Besuch der Top Touristen- attraktionen, wie der Kathedrale, der alte portugisische Bahnhof oder die vielen aus Kollonialzeit stammenden Villen, die Zeuge der wirtschaftlichen Bluete von Stadt und Land sind. Auch wenn sich in den letzten Jahren einiges an Fortschritt getan hat, besteht noch grosses Wachstumspotenzial fuer die Zukunft.
Einfach die Strasse kehren, frischen Putz an die Wand, vielleicht noch neue Fenster und wir haetten einen wunnderschoenen Backpacker, im Herzen der Stadt. Investoren, bitte melden:
Boba und Elder meinen diese Chance erkannt zu haben und stecken immernoch voll in den Vorbereitungen zur Gruendung ihrer eigenen Firma. Der Papierkrieg mit den unterschiedlichsten Behoerden kostet viel Nerven und ohne Extrachash in harten $ geht gar nichts. Korruption und Buerokratie sind die groessten Hemnisse nicht nur fuer die beiden Globetrotter, der ganze Kontinent verschenkt die Chancen fuer eine bessere Zukunft. Die afrikanische Mentalitaet scheint kein Morgen zu kennen. Gehandelt und Verkauft wird meisterhaft, aber der Zusammenhang von sparen und investieren ist den meisten unbekannt. Im Unterschied zu Boba und Elder, die jetzt und hier investieren wollen. Elder hat sogar sein „Round-the-world“-Ticket verfallen lassen um hier in Maputo laenger zu leben. Seinen urspruenglichen Plan alle portugisischsprachigen Laender zu sehen, er spricht fliessend portugisisch, und dann die ganze Welt zu bereisen, hat er zunaechst zurueckgestellt um gemeinsam mit Boba und einem Einheimischen dritten Partner eine Geschaeftsidee zu verwirklichen. Die Geschaeftsidee ist einfach, aber verspricht hohe Margen bei erfolgreicher Umsetzung.
Ein genauer Bericht und der Link zur J.E.S Trading Ltd kommt im naechsten Bericht.