Freitag, November 17, 2006

The Kiwi Escape

Anmerkung: Der folgende Reisebericht sollte eigentlich vor dem BoBcast-Teil1 erscheinen, aber vor lauter Podacasting-Euphorie... Hoert nach dem lesen einfach rein, wenn ihr es noch nicht getan habt.

Gerade noch arbeitsloser Tageloehner in Sydney, jetzt in Christchurch angekommen, wieder ein Reisender. Ein gutes Gefuehl, eigene mit Schweiss und Blut erarbeitete Dollars in der Tasche und die neuste Ausgabe des Reisefuehrer "Lonely Planet - New Zealand" in meinen Haenden. Nur einen Plan, wie genau ich in 5 Wochen die dort angepriesenen Highlights bereisen kann, habe ich noch nicht wirklich. Das sollte sich aber schnell aendern. Mit etwas Glueck und viel Recherche stand ein vielversprechender Plan nach 2 Tagen im Cokers Backpacker fest. Von Christchurch aus soll es mit dem eigenen Campervan erstmal Richtung Sueden gehen und dann immer weiter auf die Nordinsel Richtung Auckland. Ich spekuliere dort auf einen gewinnbringenden Wiederverkauf des Vans. Ich bin sehr optimstisch, die Hauptsaison beginnt dort dann gerade und die Nachfrage nach Vans sollte anziehen.

"The Silver Bullet"-
"Toyota Lite Ace 1994, Turbo Diesel, Manual, Current Warranty of Fitness and Reg., includes: Stove, cooking equip, chair, storage bins, chilly bins, double bed, NZ$2500,-" Alles laeuft perfekt. Nicht ganz, die Kupplung koennte geschmeidiger sein, doch der Deal ist zu verlockend, NZ$2000,- in cash, 10min auf dem Postamt zum Umschreiben und der Wagen gehoert mir! Zwei Mitreisende sind auch schon gefunden. Janne und Laura sitzen schon auf ihren gepackten Rucksaecken und warten auf meinen Startschuss. Es gibt so viel zu sehen und keine Zeit zu verlieren, noch am selben Nachmittag rollen wir auf dem Highway. Unser Ziel Mt.Cook, der hoechste Berg Neuseelands. Die beiden Finnen sind in 10 Monaten, mit der Transsibirischer Eisenbahn und mit Bussen durch Suedostasien und Australien nach Neuseeland gekommen. Das McKenzie District empfaengt uns mit einem Schneesturm. Fuer uns alle ist es der erste Schnee der Reise. Deshalb wird die weisse Pracht, nach alter White Afro-Tradition, mit einem Freudentanz auf dem Busdach gefeiert.
Beim Anblick der Bergipfel und der weissen Winterwelt erscheint mir mein Besuch nur wie ein Appetitanreger, ein kleiner Besuch fuer ein Foto. Mehr als Traeumen von einer Gipfelbesteigung ist diesmal nicht drinn.
Entlang der Geltscherseen geht es aus den "Southern Alps" zurueck an die Ostkueste, nach Oamaru. Einen Ort, der bekannt fuer seine Gelbaugenpinguin Kolonie ist. Wer die fleissigen Tierchen zur spaeten Abendstunden vom fischen im Scheinwerferlicht vorbeifahrender Autos nachhause kommen sieht, ist einfach nur entzueckt. Laura und Janne bleiben noch etwas laenger in Oamaru und schliessen sich einer anderen finnischen Reisenden an. Begeistert von meinen neuen Freunden den Pinguinen, mache ich mich auf nach "Otago Peninsula", eine Halbinsel beruehmt fuer die dort lebenden Albatrosse, Pinguine und Seeloewen.
Zur spaeten Abendstunde erreiche ich "Sandfly Beach", gerade rechtzeitig zum Pinguin-Feierabend. Die Kolonie hier darf nur aus grosser Entfernung beobachtet werden, dafuer sollte man schon ein Fernglas mitbringen. So muss ich den Sonnenuntergang hier alleine erleben, dass heisst fast alleine, ein Seeloewe leistet mir Gesellschaft. Der Seeloewe zeigt allerdings wenig Interesse am Abendrot und ist auch sonst kein allzu aktiv dankbarer Zuhoerer.
Von Dunedin geht es auf die "Southern Scenic Route" Wer das Glueck hat selbst am Steuer zu sitzen, geniesst die ultimative Kuestenstrasse. Mehr Naturerlebnis aus dem Fahrersitz geht nur mit Allrad. Entlang der Strecke gibt es noch unzaehlige freie Campingmoeglichkeiten, mit einzigartigen Meeresblick oder Abstechern in die Catlins. Ich stoppe erst am suedlichsten Punkt der Suedinsel. In Invercargill, der letzten grossen Stadt vor den Fiordlands, werden nocheinmal die Vorraete aufgestockt, bevor es weitergeht zu neuen Abenteuern.

Mittlerweile habe ich einige mehr Fotos und alte Bilder in Flickr hochgeladen:
Foto Slideshow

BoBcast Teil 1 - Mit Seeloewen baden am Ende der Welt

Nach tagelangen Regenschauern und voelliger Isolation in den Fiordlands von Neuseeland, ist es um mich geschehen - DenBoB around the world gibt es jetzt als Podcast!
Probiert es aus und schreibt fleissig Kommentare.
Viel Spass beim noch besser mitreisen!


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Micky-Mouse-Stimme ist fuer Euch zum schneller reinhoehren, die MP3 kommt dann in normaler Geschwindigkeit (ging leider nicht anders, Flash-Player hat Probleme mit den KHz)

Freitag, November 03, 2006

Aus dem Leben eines Tageloehners Teil 3 - Unemployed

Tageloehner, dass bin ich hier, dass wollte ich hier auch sein. Doch lange halte ich es nicht mehr aus. Das Problem ist nicht die Arbeit, das Problem ist es Arbeit zu finden und die staendigen Fehlschlaege dabei. So muss sich Arbeitslosigkeit anfuehlen, wenn Arbeit der Normalfall ist. Unzufriedenheit kommt auf, wenn jeder nach Einkommen streben und selbst kein Tageslohn herein kommt. Geht mir das nicht schon eine ganze Weile so? Vielleicht, doch erst hier in Sydney scheint es mir von Bedeutung. Ich bin arbeitslos!
Fast alle Backpacker die ich hier treffe reisen mit einem "Work & Holiday Visa" (laut Immigration Center in 2005-06 in 1000er: 1.UK=28; 2.Korea=24; 3.Irisch=12; 3.Deutsch=12; etc. komplett=113; geschaetzer Wirtschaftsfaktor=1.6 Mrd A$). Wer moechte, kann waehrend seinem gesamten Aufenthalt unter Deutschen bleiben. Ganze Abi-Jahrgaenge scheinen sich in manchen Backpackern zu tummeln. Das Deutschland, laut Visavergabestatistik, nur auf Platz 3 liegt, kann ich kaum glauben. Aber durch die extreme Rudelbildung der einzelnen Nationalitaeten, und der werde ich unbewusst irgendwie immer ausgesetzt, kann meine subjektive Einschaetzung auch verfaelscht sein. Ein Heer von Arbeitsuchender, ein regelrechter "Working & Holiday"-Industriezweig. Viele bleiben die gesamte Visalaufzeit (bis zu 1 Jahr) in Sydney haengen, weil sie es wollen oder nicht und gerade soviel Geld verdienen um die Lebenskosten abzudecken. Nicht jeder hat das Glueck einen oder gleich mehrere gut bezahlte Jobs zu finden, um etwas Geld bei Seite zu schaffen um wirklich zu reisen. Wer damit rechnet "Work"-Zeitraum und "Holiday"-Zeitraum genau planen zu koennen, braucht entweder viel Glueck, eine Arbeitsagenturen kann dem auch manchmal etwas nachhelfen oder er muss damit rechnen, mitten im geplanten "Work"-Zeitraum arbeitslos zu werden und dann nicht spontan auf "Holiday"-Zeitraum umschalten zu koennen oder schlicht kein Geld dafuer hat. Mich hat es auch erwischt, und da in Sydney jeder seinen "Work"-Zeitraum eingeplant haben zu scheint, leide ich unter echten Symtomen der Arbeitslosigkeit, eine Art von "Keeping up with the Joneses" Phaenomaen.
Heute scheint der Hoehpunkt erreicht zu sein. Um 6 Uhr stehe ich auf, Fruehstueck und dann ab mit der U-Bahn von Kings Kross nach Chatswood, zum Autowaschen fuer 10A$ die Stunde im Akkord und ohne Pausen. Ist mir gleich, ich will die Arbeit, nicht schon wieder im Park liegen und Tagebuch schreiben, unter blauem Himmel mit Blick auf den schoensten Hafen der Welt und - OK, ich bin schon wieder im Botanischen Garten gelandet. Die Sonne brennt, trotzdem haben Massen von Aussis zur Mittagszeit den Buerostuhl verlassen und joggen an mir vorbei, dem braungebranten Arbeitslosen. Die Autowesche ist mir erspart geblieben, 8A$ fuer Hin und Rueckfahrt fuer die Katz', heute kein Bedarf, keine dreckigen Autos oder auch einfach zu schoenes Wetter heute. Die Idee als Diplom Kaufmann Autos im Akkord, zusammen mit indischen Wanderarbeitern, fuer 10A$ die Stunde zu waschen hatte etwas von "Tageloehnerromantik". Ach was, wohl eher der imaginaere Tausch von 10 Stunden Autowaesche in Australien gegen 7 Tage "Saus und Braus" im Paradis macht dieses Geschaeft attraktiv fuer mich. Globalisierung stellt eben auch das Werteverhaeltniss eines Globetrotters auf den Kopf. Wer von Afrika ueber Suedostasien reist und dann in Australien mit knapper Reisekasse angkommt, hat kein Beduerfniss Outback und Uluru zu erkunden, der will nur eins: Arbeit bzw. Geld! Zugegebenermassen, jetzt im Nachhinein, wenn ich Fotos vom Outback sehe, waehre nicht schlecht gewesen. Doch zu einfach scheint das Geld hier auf der Strasse zu liegen. Es ist Freitagabend und es ist wieder soweit fuer die beruechtigte Bar und Clubtour. Jedemenge neue Gaeste sind im Backpacker, hungrig die Stadt zu erkunden, unwissend wo die Party steigt und vorallem eins, knapp bei Kasse. Ideales Absatzterrain fuer die Party-Promotionheftchen. Wo zum Teufel steckt Liam? Wenn der hier nicht bald auftaucht, muss ich die Promotiontrommel wirbeln. Ein moeglicher Weg fuer mich aus der Arbeitslosigkeit in die Selbststaendigkeit. Wie gelaehmt sitze ich im Zimmer und starre aus dem Fenster auf Sydney. Die Skyline ist wolkenverhangen, die Strassen von Kings Kross sind noch feucht vom morgendlichen Regenschauer. Kein guter Tag fuer ein Sonnenbad im Botanic Garden, ideal fuer einen Job. Ich spreche meine neue japanische Mitbewohnerin an, ihr englisch beschraenkt sich leider fast nur auf Kopfnicken. Sie besucht eine Englischschule - gut, zumidest arbeitet sie dran. Ich klage ihr mein Leid von der Arbeitslosigkeit und dem vergessenem Backpackerspirit. Sie nickt, laechelt und muss auch schon wieder weg, ins Chinarestaurant, arbeiten. Ich rufe ihr noch hinterher, sie soll acht geben vor Babylon. Kein Kopfnicken mehr, sie eilt davon. Mein deutscher Hochbettkumpane ergreift seine Zahnbuerste und verlaesst den Raum kommentarlos. Die soziale Ausgrezung der Arbeitslosen beginnt. Wer ist hier eigentlich der Freak? Nur noch die Franzosen liegen schnarchend im Bett und schlafen hoechstwahrscheinlich ihren Rausch aus. Dem Gestank nach haben sie ihre Arbeitslosigkeit einfach verdraengt und beschraenken ihre Aktivitaeten auf das Nachtleben, da faelt es weniger auf wenn man arbeitslos ist. Was solls, Geld macht nicht wirklich gluecklich, und das steht sogar in der FAZ!



Arbeitslos und Spass dabei: Der Olli, DerBoB und der Abou!

Kommentar: Besonders die Job Storry Teil 3 - Arbeitslos, hat paradoxerweise der Arbeitslosigkeit einen Sinn durch die Berichterstattung darueber gegeben und mich somit wieder positiver nach vorne Blicken lassen. Manchmal hilft es die Dinge einfach aus einer anderen Perspektive zu betrachten um selbst noch ueber Enttaeuschungen lachen zu koennen.

Donnerstag, November 02, 2006

Aus dem Leben eines Tageloehners Teil 2 - Labour work

Vor der Arbeit kommt die Arbeitsuche, wie schon anfangs bemerkt braucht mach dazu als Tageloehner vorallem erstmal Zeit und Glueck. Der Lonely Planet erwaehnt das Backpacker Hostel Jolly Swagman als einen Treffpunkt fuer Arbeitssuchende und so sitzte ich gluecklicherweise gerade am Tisch, als ein Jobangebot von Sue hereinkommt. Wer sich auch immer dahinter verbergen mag, ich nutze die Gelegenheit und stehe schon am naechsten morgen in Sues neuem Haus, gleich um die Ecke, direkt in Kings Kross. Glueck gehabt, Job bekommen und in locker, entspanter Atmosphaehre mit Olli, meinem neuem deutschen Arbeitskollegen, die ersten 15A$ die Stunde verdienen. Wir sollen das frisch renovierte Haus von oben bis unten abstauben, putzen und aufraeumen. Mit deutscher Gruendlichkeit bewerkstelligen wir unsere Aufgabe und bekommen dank Auftraggeberzufriedenheit gleich noch ein Dutzend Folgeauftraege fuer die naechsten Tage. Der kleine Hinterhofgarten und der Balkon im 1. Stock wird von uns fachmaennisch katzenausbruchsicher eingerichtet. Das Projekt wird mit maximalem Einsatz und leidenschaftlicher Hingabe erledigt. Ich fuehele mich wie BoB-der-Heimwerkerking und Sue bekoestigt uns sogar noch mit Sandwich und Kaffee. Unser Einsatz wird belohnt, nach dem Katzenkaefig folgen noch Auftraege fuer einen Schrankausbau, eine Waschmaschinen Reparatur, Trockner Installation und der Ausbau des zweiten Balkon zu einem kleinen Stauraum. Unsere Auftragslage gibt wirklich keinen Grund zur Klage. Und trotzdem, die Gier nach mehr Geld drueckt die Stimmung. Am liebsten wuerde ich rund um die Uhr arbeiten. Mit einem Tag frei weiss ich nichts anzufangen, ausser nach noch mehr Jobs ausschau zuhalten und ueber knappe Kasse zu noergeln. Ueberall sehe ich potenzielle Jobchancen oder das Geld vor der Nase davon schwimmen. Ich verspuere keine Lust, keinen Drang die Stadt noch mehr oder gar das Umland zu erkunden. Besser ist, jeden Dollar sparen, in Suedamerika ist der dann 3x soviel Wert! Wo soll das hinfuehren? Bisher habe ich nur sagenhafte 5A$ fuers feiern ausgegen, und das mit Wohnsitz in Kings Kross, wo sich hier doch alles nur ums feiern dreht. Ob Blue Mountains oder Nachtleben, nichts kann mich motivieren, zu teuer, zu langweilig oder schon zu oft genossen. Wo ist der Backpackerspirit geblieben? Geht das nur mir so? Ich komme gerade von einem kleinen Einkauf wieder, da treffe ich mitten auf der Macleay Street einen alten Bekannten. Einen Englaender, der auf aehnlicher Weltumrundungstour ist wie ich. Das unglaubliche dabei, wir treffen uns jetzt schon zum dritten Mal. Das erste Mal war in Suedafrika dann 2 Monate spaeter in Zambia an einer Bushaltestelle in Livingstone und heute hier in Sydney. Interessanterweise hat der Kollege aehnliches zu berichten wie ich. Von Australien hat er bisher nur wenig gesehen, da er hier arbeitet. Vielleicht bleibt er sogar 2 Jahre, Visum ist schon arrangiert und Karrierechancen aussichtsreich. Unglaublich, aber dagegen scheint meine "Gier"ein kleines Strohfeuer zu sein. Sydney ist eben ein Knotenpunkt fuer Weltumrunder. Ja, es gibt wirklich einen Weltumrundertourismus, RTW-Tickets machen es einer breiteren Masse moeglich. Und tatsaechlich trifft man ueber Kontinente hinweg auf gleiche Leute. Meinen Kiwibekannten Ben habe ich kuerzlich auch wiedergetroffen. Nachdem er mir in Singapore Hilfe bei der Jobsuche in Sydney versprochen hat, die Ansage dann aber ohne Taten blieb, habe ich mit Ben wirklich nicht mehr gerechnet. Waehrend ich also ueber den Darlinghurst Road schlendere, hoehre ich jemanden meinen Namen rufen und dann sehe ich Ben den Kiwi. Direkt gegenueber von meinem Backpacker steht er im Balkon und winkt mir zu. Natuerlich wollte er mir gerade auf meine vor Wochen gesendete Mail antworten und einen Job hat er selber auch noch nicht. Ein paar Tage spaeter treffen ich Ben wieder. Es ist Montagmorgen, ich bin gerade auf dem Weg zu meiner dritten Hepatitis A+B Impfung (Kostenpunkt im "Traveler Vaccination Center": 120A$) und Ben singt Barfuss im Vollsuff (darueber ob immernoch oder schon wieder, kann nur spekuliert werden, dem Anblick nach schaetzte ich sein Stadium auf 72h-Nonstop-Suff ein), zusammen mit ein paar Aborigines (immer im Vollsuff, und leider die einzigen Aborigines die ich in New-South-Wales zu Gesicht bekommen habe), ein Loblied auf VB (Australia's favourite full strength beer). Alle zusammen, ein bemitleidenswerter Haufen gestrandeter Opfer im harten Alltag eines Labour workers. So bleibt der eine wegen dem Geld, der andere fuer das Vergnuegen und es werden langsam immer weniger Weltumrunder die noch auf Kurs sind. Das Leben eines Labour workers ist eben rauh und morgen bekomme ich meinen Anker auf den Bizeps gestochen oder ich heuer als Seemann an. Weiter geht's in Teil 3.

Impressionen aus Sydney, Australien

Impressionen meiner Zeit in Sydney:

Sydneys Vampire schlafen tagsueber im Botanischen Garten, kopfueber haengend, in den hoechsten Baumwipfeln. Im Hintergrund ragen die Wolkenkratzer der City hervor.

Ein Banker tauscht zur Mitagspause am liebsten den Buerostuhl gegen eine Parkbank im Botanic Garden, mit Aussicht auf den Arbeitgeber. Dort traeumt er dann von einem Buero ganz oben.

Mein favorisierter Abhaengplatz, wenn mal keine Job ansteht. Was recht oft der Fall war und ich deshalb absoluter Stammgast im Botanic Garden war.

Von Kings Kross sind es nur 30 min mit Bus und Bahn zum naechsten Surferstrand, Bondi Beach. Wer's besonders eilig hat sitz schon im Neoprenanzug im Bus. Surfbretter duerfen kostenlos mitgenommen werden. Wer vor der Fahrt die Brandung checken will, hier geht's zur Webcam

DerBoB mit seinen Promoheftchen, beinahe ganz oben in Sydney angekommen.

Und zu guter letzt ein paar bewegte Bilder aus der Umgebung hier:

Aus dem Leben eines Tageloehners Teil 1 - Promotion job

Sydney, Mates Place, 3. Stock, Bett - oben, Name: DerBoB, Beruf: Globetrotter, Mission: Need job! So koennte meine Bewerbung hier lauten und so aehnlich steht das auch am schwarzen Brett der Rezepetion, mittlerweile aber nicht mehr sichtbar, da Name und Zimmernummer von anderen Jobgesuchen oder Autoverkaufsanzeigen laengst verdeckt werden. Ein recht passendes Bild fuer die Erfolge meiner Jobsuche, untergegangen in der Masse. Dabei hatte alles so euphorisch begonnen, noch am Tag meiner Ankunft, gleich den ersten Job klargemacht. Mein Ehrgeiz mit dem Geld verdienen direkt loszulegen bringt mich dazu gleich den ersten Verkaeufer, einer mir sehr interessant erscheinenden Promotionaktion, nach seinem Arbeitgeber auszufragen. Liam, mein irischer Zimmerkollege, moechte mir zwar viel lieber sein Produkt verkaufen, doch schliesslich sieht er ein, dass ich besser direkt ins Promotionteam aufgenommen werde. Die Idee ist einfach und gut. Wir verkaufen ein Infoheft zu den 10 besten Bars und Clubs in Sydney, mit 10 passenden Getraenkegutscheinen, fuer 10A$. Das Beste dabei, 2x die Woche gibt es eine Tour in 4 der Bars/Clubs ohne weitere Eintrittskosten. Gerade in der Stadt angekommen, scheint mir die Idee bei Backpackern bestens anzukommen und unschlagbar guenstig bei den sonst ueblichen Preisen. Das muss sich doch wie von selbst verkaufen, denke ich mir und stehe kurz darauf, ausgestattet mit 20 der besagten Promotionhefte in den Strassen von Kings Kross. 20 Hefte haben einen Verkaufswert von 200A$, die werden 50:50 aufgeteilt, fuer mich waeren das also schnell verdiente 100A$, der Rest geht an die Veranstalter. Von blanker Begeisterung, bodentiefer Produktueberzeugung und der festen Zuversicht die 20 Hefte in kuerzester Zeit in bares Geld umzuwandeln, bringe ich noch einen weiteren Mitstreiter ins Rennen. Antoine, mein franzoesischer Zimmergenosse stehen mir zu Seite bei meinen ersten, zaghaften Verkaufsversuchen. Zunaechst bleiben wir auf unseren Heftchen sitzten wie auf Blei. Die meisten Passanten wollen nichtmal zuhoeren um was es geht. Natuerlich macht es die Fremdsprache nicht einfacher, aber um wirklich zu verkaufen, muessen wir erst noch mehr ueber unser Produkt erfahren und eine Verkaufsstrategie entwickeln. Wir treffen auf einen anderen Promoter. Der ist absoluter Profi in seinem Geschaeft und weiht uns voller Leidenschaft in die hier ueblichen Phrasen und Tricks ein. Erstaunlich, wie schnell der Profi vorbeieilende Passanten richtig einschaetzen kann und dann mit der passenden Botschaft erst Aufmerksamkeit erzielt, dann Interesse und Begehren weckt und schliesslich auch wirklich den Sack zumacht und verkauft. Wie aus dem Lehrbuch von Lewis, 1898 (Das AIDA-Konzept also doch noch nicht reif fuer das Museum?). Genauso habe ich mir meine Verkaeufereinlage vorgestellt. Antoin hat auch eine sehr interessante Verkaufstrategie entwickelt, sehr franzoesisch und nur wirklich gut bei Damen anwendbar. Antoins Verkaufseinlagen funktionieren auch nur wirklich gut auf der Grundlage von Original Marseiller Pastis. Gluecklicherweise kommt Antoin gerade aus Franz. Neukaledonien und hat eine Flasche Pastis im Gepaeck. Schliesslich werden die Strassen leerer, der Pastis auch, und wir haben der unfassbaren Menge von mindestens (grob geschaetzten) 500 Passanten, die Vorteile von unserem Gutscheinheftchen naeher gebracht. Davon haben sich dann auch zwei wirklich endgueltig zum Kauf eines solchen durchringen koennen. Antoin hat beide verkauft. Nach studenenlangen Pastisinspirierten Verhandlungen auf franzoesisch, vermute ich das die beiden Landsmaenner eher aus Mitleid, statt echter Kaufueberzeugung gehandelt haben. Die meisten der mindestens 500, nennen wir sie mal potenziellen Kunden, basieren zwar auf meiner Akquise, jedoch konnte ich fatalerweise keinen einzigen Verkaufsabschluss erzielen. Der naechste Tag bringt dann ein wenig Licht ins Dunkle. Manchmal nuetzt es eben nichts, wenn die besten Verkaeufer, mit einem gutem Produkt, zur falschen Zeit, am falschen Ort stehen. Finanziell langfristig gesehen ein Disaster, kurzfristig hatten wir trotzdem einen riesen Spass dabei. Mit dem Absatz ging es dann auch ein wenig aufwaerts und ich konnte noch weitere unfassbare 12 Hefte verkaufen. Antoin konnte leider nicht mehr Zeuge meiner Erfolgswelle werden, da fuer ihn die Reise weiter Richtung Norden ging (Norden - soweit ich mich erinnern kann, meine Trinkflasche riecht heute noch nach Pastis und die ganze Aktion ist bestimmt schon 3 Wochen her).
Freitagabend ist es dann soweit, die Bar- und Club-Tour startet und ich bin natuerlich auch dabei. Positiv ausgedrueckt gibt es noch grosses Verbessungspotenzial bei der Organisation. Um die Hefte gut zu verkaufen haben natuerlich alle Verkaeufer die Erwartungen der Tourteilnehmer ins unglaubliche hinaufgeschraubt. Ich selber muss auch gestehen, bin mit der Einstellung ins Rennen: Die Stadt gehoert uns, rollt den Roten Teppich aus. Neuankoemlinge wissen eben noch nicht, dass man fuer 10A$ in Sydneys Nachtleben hoechstens einen boesen Blick vom Tuersteher bekommt. Jedenfalls war die mangelnde Tourorganisation die ideale Begruendung von weiterer Promotion dafuer abzusehen, sollte sich nicht bald etwas aendern. Der wahre Grund war wohl eher die schockierend erfolgreiche Absatzzahl von 60 Heften fuer Liam, dem irischem Promotiongrossmeister, der immer genau zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, auf die richtige Zielgruppe fuer seine Heftchen gestossen zu sein scheint. Die Freude darueber war so gross, dass er zusaetzlich zu seiner Verkaufprovision, in seinem irischen Leichtsinn und der festen Ueberzeugung naechste Woche 120 Hefte zu verkaufen, gleich noch den Veranstalteranteil mitverfeiert hat. Meine 70A$ Verkaufsprovision-, (Antoin hatte mir seine 10A$ grosszuegig ueberlassen, da sich nachweislich zuviel Pasit im Blut befand, oder er einfach Mitleid mit mir hatte), Siegesfeier viel jedenfalls deutlich bescheidener aus als Liams und hat sich mehr oder weniger auf den Konsum von 3 der Getraenkegutscheine meines Heftchen beschraenkt. Nachdem also die Anfangseuphorie fuer Promotionverkaufsjobs verflogen war und das ganze in ernsthafte Arbeit abdriften zu drohte, war es an der Zeit auf echte Jobsuche zu gehen. Weiter in Teil 2.